Bremerhavener Literaturpreis geht an ukrainische Autorin Maljartschuk

Den diesjährigen Jeanette-Schocken-Preis erhält die ukrainische Schriftstellerin Tanja Maljartschuk für ihr Essayband „Gleich geht die Geschichte weiter, wir atmen nur aus“.

Tanja Maljartschuk auf der Leipziger Buchmesse (Archivbild)
Tanja Maljartschuk auf der Leipziger Buchmesse (Archivbild)Imago / Gerhard Leber

Die ukrainische Schriftstellerin Tanja Maljartschuk erhält den diesjährigen Jeanette-Schocken-Preis. Die in Wien lebende Autorin solle die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung am 5. Mai im Deutschen Auswandererhaus in Bremerhaven entgegennehmen, teilte die Stadt Bremerhaven mit. Zuletzt erhielt der US-Autor Eliot Weinberger den von Bremerhavener Bürgerinnen und Bürgern gestifteten Preis.

Maljartschuk gehe in ihren jüngsten Schriften der Frage nach, was es bedeutet, aus einem Land zu stammen, dessen Existenzrecht von den russischen Invasoren aggressiv infrage gestellt wird, hieß es in der Begründung der Jury. Mit ihrem Essayband „Gleich geht die Geschichte weiter, wir atmen nur aus“ füge sie der Geschichte der Gewalt in Europa die Erfahrung ihres Landes hinzu.

Essays mit schmerzhaftem Humor

Präzise beschreibe die 1983 in Iwano-Frankiwsk geborene Autorin die Auswirkungen von Russlands Expansionspolitik auf den Einzelnen über Generationen hinweg. Ihre Essays, Erzählungen und Romane zeichne dabei ein schmerzhafter Humor aus, mit dem sie wie beiläufig die Abgründe der gesamteuropäischen Geschichte aufdecke.

Der Jeanette-Schocken-Preis wird den Angaben zufolge alle zwei Jahre in mahnender Erinnerung an die Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten und an das Schicksal all jener Verfolgten vergeben, für die Bremerhaven oftmals die letzte Station auf der Flucht ins Exil war. Jeanette Schocken, der Witwe des Bremerhavener Kaufhausbesitzers Julius Schocken, verhalf nach den Novemberpogromen von 1938 jüdischen Mitbürgern zur Ausreise. Wegen ihrer schwer erkrankten Tochter floh sie selbst nicht. Sie wurde im November 1941 nach Minsk deportiert und im Jahr darauf ermordet.