Bremer Kampagne macht Hilfen im Kampf gegen Gewalt an Frauen bekannt
Die Zentralstelle der Bremer Landesfrauenbeauftragten hat eine Initiative gestartet, um das Angebot der Beratungs- und Hilfseinrichtungen im Kampf gegen Gewalt an Frauen und Mädchen in Bremen und Bremerhaven bekannter zu machen. Unter dem Motto „Auswege finden!“ verweisen Plakate, Aufkleber, Flyer und Informationen über Monitore auf das mehrsprachige Online-Portal www.gewaltgegenfrauen.bremen.de, wie die Zentralstelle am Dienstag mitteilte. Die Kampagne werde von mehr als 50 Einrichtungen, Firmen und Institutionen unterstützt, hieß es.
Dazu gehören Bremer Wohnungsunternehmen wie die Gewoba und die Brebau sowie Polizei, Behörden, Bildungsträger, Praxen, Bibliotheken, Kultureinrichtungen, Geschäfte und Einkaufszentren, ein Fußballclub und ein Medienhaus. „Durch die vielfältige Unterstützung unserer Initiative können wir die Menschen an den Orten erreichen, wo sie sich in ihrem Alltag häufig aufhalten“, sagte die Bremer Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm. Das sei wichtig, denn von häuslicher und sexualisierter Gewalt betroffenen Frauen und Mädchen falle es häufig schwer, sich Hilfe zu holen.
Die Zentralstelle hat die Initiative jetzt auch vor dem Hintergrund des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen und Mädchen am 25. November gestartet. Die Zahlen steigen an, auch in Bremen und Bremerhaven. So wurden laut Polizeilicher Kriminalstatistik im Berichtsfeld der Partnerschaftsgewalt 2023 im Land Bremen 2.611 Fälle erfasst. Damit sei es zu einem Anstieg zum Vorjahr (1.925 Fälle) um rund 36 Prozent gekommen.
Die hohen Fallzahlen im vergangenen Jahr erklären sich nach Angaben der Innenbehörde damit, dass ein erhöhter Personaleinsatz 2023 dazu geführt hat, dass mehr Fälle abschließend bearbeitet werden konnten. 2023 seien außerdem 189 Fälle von Vergewaltigung und sexueller Nötigung oder Übergriffen registriert worden. Das sei ein Anstieg von einem Prozent zum Jahr 2022 (187 Fälle). Zudem habe es zwischen 2019 und 2023 im Land Bremen neun Tötungsdelikte an Frauen gegeben. Diese sogenannten Femizide sowie acht versuchte Tötungsdelikte seien von Partnern oder Ex-Partnern begangen worden.
Allgemein wird von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen. Auch bundesweit haben Straftaten und Gewalt gegen Frauen im vergangenen Jahr zugenommen. Wie aus dem am Dienstag in Berlin vorgestellten ersten Lagebild des Bundeskriminalamts (BKA) zu Straftaten gegen Frauen hervorgeht, sind in nahezu allen Deliktbereichen deutliche Anstiege zu verzeichnen.
So wurden 2023 mehr als 52.000 Frauen oder Mädchen Opfer von Sexualstraftaten wie Vergewaltigung, sexueller Belästigung und Nötigung. Das waren rund 3.000 beziehungsweise 6,2 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Im Bereich häusliche Gewalt wurden mehr als 180.000 weibliche Opfer gezählt, ein Plus von 5,6 Prozent. 938 Mädchen und Frauen wurden Opfer von Tötungsversuchen, 360 von ihnen starben. Damit habe es fast jeden Tag einen Femizid gegeben, sagte Innenministerin Nancy Faeser (SPD).