Die gemeinsame Geschichte der französischen Bildhauerin Camille Claudel und des deutschen Künstlers Bernhard Hoetger steht im Vordergrund einer Sonderausstellung, die von Samstag an im Bremer Paula Modersohn-Becker Museum präsentiert wird. Bis zum 18. Mai seien in fünf Sälen mehr als 50 Skulpturen und knapp zehn Aquarelle zu sehen, sagte am Donnerstag Museumsdirektor Frank Schmidt. „Meisterwerke von Claudel treffen auf Hoetgers faszinierendes und wenig bekanntes Frühwerk.“ Dabei gehe es auch um die Rolle von Auguste Rodin als Vorbild und Übervater der Bildhauerei.
Nach dem Auftakt in Bremen soll die Schau Schmidt zufolge im Anschluss in der Alten Nationalgalerie Berlin und ab Herbst 2026 im Musée Camille Claudel in Nogent-sur-Seine östlich von Paris gezeigt werden. Sie bezieht sich auf eine Ausstellung vor 120 Jahren in der Pariser Galerie von Eugène Blot, in der Arbeiten von Claudel (1864-1943) und Hoetger (1874-1949) erstmals zusammen zu sehen waren.
„Ausgehend von dieser fast vergessenen Doppelausstellung stellt das Paula Modersohn-Becker Museum die zentralen Schaffensphasen beider Künstlerpersönlichkeiten einer breiten Öffentlichkeit vor“, sagte Schmidt und ergänzte: „Mit der Ausstellung unter dem Titel ‘Camille Claudel und Bernhard Hoetger. Emanzipation von Rodin’ zeigt das Paula Modersohn-Becker Museum die umfangreichste Präsentation der Werke von Claudel in Deutschland seit fast 20 Jahren.“
Claudel war Schülerin, Geliebte und Mitarbeiterin von Auguste Rodin (1840-1917). Auch Hoetger orientierte sich an der impressionistischen Formensprache des berühmten Franzosen. „Später strebten beide nach Emanzipation“, betonte Kuratorin Henrike Hans. „Dabei entwickelten sie eine künstlerische Vitalität, die internationale Strahlkraft entfalten sollte und bis heute nachwirkt.“
Besonders sehenswert ist der dritte Saal, der die Ausstellung von 1905 inszeniert. Insgesamt wird die deutsch-französische Schau bestimmt durch den Ausdruck impressionistischer Plastiken mit bewegten Oberflächen und Kompositionen, die sich gestalterisch in den Raum öffnen und insbesondere bei Hoetger Szenen aus dem täglichen Leben darstellen.