Brelingen ist niedersächsischer Landmusikort 2024

Fünf Chöre und zig Posaunen bei nur 2300 Einwohnern: Das musikalische Engagement in Brelingen ist mit der Auszeichnung zum Landmusikort 2024 gewürdigt worden.

Patrick Cordes, Ortsbürgermeister von Brelingen, freut sich über die Auszeichnung.
Patrick Cordes, Ortsbürgermeister von Brelingen, freut sich über die Auszeichnung.Werner Beinlich

In Brelingen ist alles Musik. Mehr als zehn Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner machen hier Musik, darunter fünf Kirchenchöre, ein Posaunenchor, ein Männergesangverein und eine Trommelgruppe.

Aus diesem Grund wurde Brelingen vom Deutschen Musikrat zum Landmusikort 2024 gekürt. Die Freude über diese Anerkennung der Arbeit ist riesig. „Brelingen strahlt musikalisch-kulturell in der Region“, sagt Sabine Kleinau-Michaelis. Sie, die Chorleiterin, hat zusammen mit dem Ortsbürgermeister Patrik Cordes die Bewerbung beim Musikrat eingereicht.

“Brelingen außergewöhnlich für seine Kreativität”

Die Nachricht von der Auszeichnung hat sie mit „Freude und auch etwas Erstaunen“ aufgenommen. Denn die Bewerbung stieß im Ort auf Skepsis. „Das wird doch sowieso nichts“, wurde gemunkelt. Doch das Gegenteil war der Fall. „Ich habe mich gefreut, dass sich die Antragsarbeit gelohnt hat und die Skeptiker eines Besseren belehrt wurden“, sagt die Chorleiterin, die selbst keinen Zweifel hatte, dass die Jury überzeugt sein würde.

„Ich glaube, dass Brelingen wirklich außergewöhnlich für seine Offenheit, Vielseitigkeit und sprudelnde Kreativität ist – besonders im musikalischen Bereich.“ Die Auszeichnung ist nicht das Wichtigste: „Im Vordergrund steht die Musik und die Freude daran.“

Dennoch kann ein Preis wie dieser einen zusätzlichen Ansporn bieten. „Er kann neue Impulse geben und bei weiteren Plänen unterstützen.“ Die St.-Martini-Gemeinde plant, noch in diesem Jahr offiziell Profilkirche mit Schwerpunkt Musik zu werden – unter dem Motto: „St. Martini Brelingen – Wir leben Musik.“ „Der Preis kam also genau zur richtigen Zeit.“

Kleiner Ort mit großem Engagement

Das nördlich von Hannover gelegene Brelingen hat nur 2300 Einwohner. Etwa 170 der gut 270 Menschen, die in Brelingen regelmäßig singen und musizieren, sind in den fünf altersgestaffelten Chören der Kirchengemeinde St. Martini sowie im Posaunenchor aktiv.

„Das große ehrenamtliche Engagement in dem kleinen Ort hat die Landmusikjury beeindruckt“, heißt es in der Begründung des Musikrates zur Preisvergabe.
Dieses reiche Musikleben ist auch das Verdienst von Sabine Kleinau-Michaelis. Vor 28 Jahren begann sie damit, den Kirchenchor wiederzubeleben. Anfangs gab es zwölf Mitglieder. Doch die Gruppe wuchs schnell, und schon nach kurzer Zeit gab es erste Konzerte.

Heute bietet der Chor ein breites Programm – von „kleinen feinen A-Cappella-Konzerten bis hin zu großen Werken mit Orchester, geistlich, weltlich, vielsprachig, experimentell“, erzählt sie. „Der Chor wurde auch von Menschen überregional besucht, manche zogen daraufhin gleich nach Brelingen.“

Über die Musik zur Kirche kommen

Die Erwachsenen wollten ein Chorangebot für ihre Kinder, und als die Kinder älter wurden, entstanden Mittel- und Jugendchöre.

In der Dorfgemeinde mit einer großen Kirche hat sich Musik zu einem Schwerpunkt entwickelt und bietet auch Gelegenheit, mit der Kirche in Berührung zu kommen. „In und mit der Musik begegnen sich viele Menschen aller Generationen, Musik verbindet“, beschreibt Sabine Kleinau-Michaelis: „Die Kirche eröffnet Möglichkeiten, aber es braucht Menschen, die den Raum mit Leben, mit Gesprächen und Gedankenaustausch füllen. Auch die Ausübung oder Wahrnehmung von Musik gehört zu dieser Beschäftigung mit den Grundfragen des Lebens.“

Gleichzeitig prägen die musikalischen Angebote als Lebensbegleitung Kinder, Jugendliche und nicht selten ganze Familien, so Kleinau-Michaelis: „Auch Menschen, die sich der Kirche nur lose verbunden fühlen, werden durch die Musik bei Wegmarken wie Taufe, Trauung oder Beerdigung auf eine emotionale Weise anders angesprochen als nur durch das gesprochene Wort.

Weitere Informationen zum Landesmusikort und zur Bewerbung unter www.landmusik.org