Brauer: Stammtisch im Wirtshaus hat Vorteil gegenüber Internet

Der Präsident des bayerischen Brauerbundes, Georg Schneider, verlangt außerdem einen höheren Bierpreis. Allerdings hält er diese Forderung für nicht umsetzbar.

Bayerns Brauerbund-Präsident sieht im analogen Stammtisch einen großen Vorzug gegenüber digitalen Treffen. In Bezug auf das Beisammensein in Wirtshäusern sagte Georg Schneider der “Augsburger Allgemeinen” (Dienstag): “Was dort geratscht und getratscht wird, ist am nächsten Tag vergessen. Kaum einer kann sich mehr daran erinnern. Die Festplatte ist gelöscht. Stammtische in sozialen Medien können einem Menschen, der in 25 Jahren für den Bundestag kandidiert, wegen des digitalen Gedächtnisses zum Verhängnis werden. Der Blödsinn aus jungen Jahren holt einen ein.”

Schneider machte sich zudem für einen höheren Bierpreis stark. “Meine Brauer sind stinksauer, wenn der Kasten Bier im Handel zu Spott-Preisen von 9,99 Euro angeboten wird”, sagte er. “Das ist eine Watschen für uns und unsere Arbeit. Unsere Arbeit wird offensichtlich nicht mehr wertgeschätzt.” Das gefährde die Existenz mittelständischer Brauereien. Schneider ergänzte: “Um vernünftig wirtschaften zu können, müsste ein Kasten Bier eines mittelständischen Handwerks-Betriebs zwischen 25 und 30 Euro kosten.” Doch die extrem hohe Konzentration im Einzelhandel lasse das nicht zu; vier Konzerne diktierten dort die Preise.

Zwar wolle er nicht von einem Brauerei-Sterben sprechen, “das klingt mir zu dramatisch”, so Schneider weiter. Doch die Tendenz sei klar: “In Bayern ging die Zahl der Braustätten zuletzt von 635 auf 624 zurück. Im Jahr 2018 waren es noch 654 und 1993 mit 768 weitaus mehr.” Der sinkende Bierkonsum in Deutschland setze den Brauern zu. “In Deutschland lag der Bier-Konsum pro Kopf 1976 noch bei gut 145 Litern im Jahr. Doch zuletzt waren es nur noch 91,8 Liter. Brauer können das mit ihren guten Exportgeschäften nicht wettmachen.”

Der Brauerbund-Präsident fügte hinzu: “Der Boom alkoholfreier Biere hält zwar an, kann aber die Verluste bei alkoholhaltigen Bieren nicht ausgleichen. Inzwischen ist etwa jedes neunte Bier, das Bayerns Brauer verkaufen, alkoholfrei.”

Georg Schneider ist geschäftsführender Gesellschafter der Schneider Weisse G. Schneider & Sohn GmbH mit Sitz im niederbayerischen Kelheim.