Brandenburgischen Gedenkstätten fehlen Gelder für Schulprogramme

Mehrkosten für Energie, Wachschutz und Gehälter bringen die Gedenkstätten in die Bredouille. Es fehlt an Geld für pädagogische Programme. In Sachsenhausen musste jede dritte Anfrage von Schulen abgelehnt werden.

Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten muss aufgrund unzureichender finanzieller Mittel immer mehr Anfragen von Schulklassen für pädagogische Programme ablehnen. „In der Gedenkstätte Sachsenhausen betraf dies im vergangenen Jahr rund 35 Prozent der Anfragen“, sagte die Vize-Stiftungsdirektorin, Andrea Genest, am Freitag in Oranienburg bei der Vorstellung des Jahresprogramms.

Verantwortlich seien in erster Linie erhebliche Kostensteigerungen in den Bereichen Energie, Wachschutz, Reinigung sowie bei den Gehältern des öffentlichen Dienstes. Die Gedenkstätten werden von Bund und Land finanziert. Laut Haushaltsplan für 2024 gibt das Land knapp 4,3 Millionen Euro und der Bund knapp 4,5 Millionen Euro. Genest zufolge müssen Projekte wie Ausstellungen, besondere Bildungsformate oder Veranstaltungen inzwischen weitgehend mit Drittmitteln finanziert werden.

Kulturministerin Manja Schüle (SPD) sicherte Unterstützung zu und würdigte die Arbeit der Gedenkstätten als so wertvoll wie nie: „An den historischen Orten in Ravensbrück oder Sachsenhausen werden uns die grauenvollen Dimensionen des nationalsozialistischen Rassenwahns und Völkermordes vor Augen geführt. Doch auch in den Gedenkstätten ist seit dem Hamas-Terror die Zahl antiisraelischer Provokationen und antisemitischer Vorfälle gestiegen – das macht mich traurig und wütend.“

Zu den Vorhaben der Gedenkstätten in diesem Jahr gehören eine Ausstellung über den im Rahmen der NS-Euthanasie ermordeten Künstler Paul Goesch in Brandenburg an der Havel, eine Europäische Sommer-Universität in Ravensbrück zum Thema Täterschaft und ein neues digitales Bildungsangebot zur Repressionspraxis der sowjetischen Besatzungsmacht.

Die Gedenkstätte Ravensbrück eröffnet zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Mitte April eine Ausstellung, in deren Mittelpunkt die Graphic Novel „Die Farbe der Erinnerung“ von Barbara Yelin über die Geschichte von Emmie Arbel steht, die als Kind das KZ Ravensbrück überlebte. Der Band sei ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man junge Menschen an dieses sperrige Thema heranführen könne. In der Gedenkstätte Lieberose in Jamlitz soll ferner mit dem Ausbau der im vergangenen Jahr in die Stiftung aufgenommenen Gedenkstätte begonnen werden.

Auch in diesem Jahr rechnen die brandenburgischen Gedenkstätten mit weiter steigenden Besuchszahlen. Nach den Einbrüchen während der Pandemie konnten die Gedenkstätte Sachsenhausen mit knapp über 500.000 Gästen, die Gedenkstätte Ravensbrück mit rund 80.000 Gästen und die Gedenkstätte Leistikowstraße Potsdam mit knapp 8.650 Gästen einen Anstieg um rund ein Drittel gegenüber dem Vorjahr verzeichnen.