Was Waisenkinder sind, wissen die Dritt- und Viertklässler der Grundschule Herbert Tschäpe in Blankenfelde-Mahlow im Kirchenkreis Zossen-Fläming. „Das ist schlimm! Noch schlimmer ist es, wenn elternlose Kinder auf der Straße leben, abends am Straßenrand in einen Müllsack kriechen, um zu schlafen“, erklärt Erdmute Krafft, Gründerin und langjährige Vorsitzende des in Äthiopien tätigen Vereins „Hilfs-Waise e.V.“ Die Schüler werden mucksmäuschenstill. So etwas Ungeheuerliches können sie sich kaum vorstellen.
Schülerinnen und Schüler engagieren sich freiwillig
An ihrem letzten Schultag vor den Ferien haben sich die Kinder in der Aula versammelt, um Geld, das sie selbst „verdient“ haben, als Spende an „HilfsWaise“ zu übergeben. Jedes Jahr veranstaltet die Grundschule einen Spendenlauf, dessen Erlös dem Förderverein für seine Arbeit sowie unterstützenswerten Projekten in der Region zugutekommt. Die älteren Schüler laufen auf dem Sportplatz, die jüngeren auf dem Schulhof so viele Runden, wie sie schaffen. Vorher fragen sie Eltern, Verwandte oder Freunde, ob sie ihnen für jede Runde einen bestimmten Betrag zahlen würden, den sie dann spenden möchten.
Die Summen, die die Unterstützer geben, fallen sehr verschieden aus. „Besonders die Erstklässler verblüffen oft ihre Eltern“, erzählt Carolin Bucher-Schulz vom Vorstand des Fördervereins der Schule. Die Eltern denken, ihre Kleinen können noch nicht so viel rennen und loben oft 10 Euro pro Runde aus. Und dann laufen die Kleinen Runde um Runde. Diesmal seien etwa 8000 Euro zusammengekommen. Die Hälfte davon geht an „HilfsWaise“ und ein Kinderheim in Trebbin.
Schulleiterin hat selbst ein Patenkind in Äthiopien
Auf der Suche nach guten und seriösen Spendenempfängern hat auch Schulleiterin Vanessa Frank mitgewirkt. Sie kennt und schätzt Erdmute Krafft und den Verein. Seit vielen Jahren hat Frank ein Patenkind in Äthiopien. Das 15-jähriges Mädchen wird bald ihr Heim, das von „HilfsWaise“ unterstützte Waisenhaus, für eine Berufsausbildung verlassen. Vanessa Frank teilt die Idee, Hilfe vor Ort zu leisten und weiß, dass alle von „HilfsWaise“ gesammelten Gelder zu hundert Prozent in den drei Heimen in Harar, Melka Jebedu und Sebeta in Äthopien ankommen.

Damit auch die fleißigen Läuferinnen und Läufer der Schule sehen, für wen und wofür ihre Spende sein wird, zeigt Erdmute Krafft Videos, die sie in den Waisenhäusern aufgenommen hat. Jungen und Mädchen, fröhlichausgelassen beim Spielen mit dem Gummitwist, auf dem Balanceband oder beim gegenseitigen Haarebändigen und Zöpfeflechten am Wochenende, konzentriert beim Lesen, Rechnen und Englisch lernen, erscheinen auf der Leinwand. Aber auch beim Getreide sieben, Teig kneten, beim geduldigen Anstehen für zwei Bananen und im Essensaal können die Mahlower die Gleichaltrigen erleben.
Unterstützung aus Nächstenliebe
Sichtbar ist für alle, wie fröhlich die jungen elternlosen Äthiopier sind. Sie sind schwarz, doch sie spielen die gleichen Spiele und haben die gleichen bunten Sachen an, wie deutsche Kinder. Nach dem Film stellen die Schüler und Schülerinnen viele Fragen: Ob so ein scharf gewürzter Getreidebrei schmeckt, der gerade gezeigt wurde, ob es Internet in Äthiopien gibt („na klar!“) und wie oft Frau Krafft schon in Afrika war. „21 Mal war ich dort“, sagt sie.
Dann überreichten die Schülersprecher den symbolischen Scheck. „2000 Euro – das ist ungeheuerlich. Danke!“, sagt Erdmute Krafft. Die Schüler wollen wissen, wo ihr Geld gebraucht wird. „Schule kann sich nicht jeder dort leisten. Wir haben Schulen und bezahlen die Lehrer“, sagte Erdmute Krafft, die aus christlicher Nächstenliebe ihre Unterstützung begann. Feline aus der 3c überraschte am meisten, wie die äthiopischen Kinder das Korn sieben: „Sowas kenne ich nicht.“ Sie ist sechs Runden gelaufen und ihre Mutter hat dafür gespendet, erzählt sie stolz.
Spendenkonto: HilfsWaisen e.V., IBAN: DE35160500003641023644
