Bombenfund bei Bauarbeiten für Welterbe-Besucherzentrum

In unmittelbarer Nachbarschaft des zum UNESCO-Welterbe erklärten Alten Jüdischen Friedhofs von Mainz ist eine britische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt worden. Für die Entschärfung des Blindgängers sollen am Donnerstagmorgen rund 9.500 Anwohner in einem Umkreis von 500 Metern um den Fundort evakuiert werden, teilte die Stadtverwaltung am Mittwoch mit. Die Bombe war bei Arbeiten für den geplanten Welterbe-Besucherpavillon des Friedhofs freigelegt worden.

Neben den Bewohnern der Mainzer Neustadt und des Stadtteils Hartenberg-Münchfeld ist auch das SWR-Sendezentrum von der Evakuierungsanordnung betroffen. Fernseh- und Hörfunkprogramme würden aus Stuttgart gesendet, sagte eine Sprecherin auf Nachfrage dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auswirkungen auf das Programm werde es nicht geben. Die Stadt Mainz warnte vor massiven Verkehrsbehinderungen. Die Bahnstrecken nördlich des Mainzer Hauptbahnhofs liegen ebenfalls in der Evakuierungszone.

Der historische Friedhof Judensand mit seinen insgesamt 1.800 historischen Grabsteinen war 2021 gemeinsam mit weiteren Relikten der mittelalterlichen jüdischen Kultur in Worms und Speyer zum UNESCO-Welterbe erklärt worden. Im Mittelalter hatten sich die Juden aus den drei am Rhein gelegenen Städten zum Bund der SchUM-Gemeinden zusammengeschlossen, der seinen Namen von den Anfangsbuchstaben der hebräischen Städtenamen erhielt. Die SchUM-Gemeinden gelten als Wiege der mitteleuropäischen jüdischen Kultur. Bislang ist das Friedhofsgelände in Mainz nicht frei zugänglich, es kann nur im Rahmen gelegentlicher Führungen besichtigt werden. Der Besucherpavillon soll das Areal für Touristen attraktiver machen.