Bodenoffensive im Libanon – Israel verschärft Sicherheitsvorkehrungen
Israel hat eine Bodenoffensive im Libanon gestartet und sorgt mit weiteren Evakuierungsaufrufen für Unruhe. Auch in Israel selbst werden die Sicherheitsmaßnahmen verschärft.
Israel hat in der Nacht zu Dienstag mit einer Bodenoffensive im Südlibanon begonnen. Aufgrund der Lage wurden die Sicherheitsanweisungen innerhalb Israels ausgeweitet, wie die israelische Armee mitteilte. Einschränkungen gelten nun unter anderem auch für Jerusalem und Tel Aviv.
Betroffen von den Sicherheitsmaßnahmen sind auch die in der Nacht zu Mittwoch stattfindenden zentralen Vergebungsgebete (Slichot) an der Klagemauer in Jerusalem. Dort versammeln sich vor den hohen jüdischen Feiertagen Rosch Haschana (Neujahr), beginnend am Mittwochabend, und Jom Kippur (Versöhnungstag) am Freitag, traditionell Tausende Menschen.
Die Zeremonie werde mit maximal 300 Teilnehmern in den Tunneln der Klagemauer stattfinden, sagte eine Vertreterin der Verwaltung der jüdischen heiligen Stätte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die Öffentlichkeit ist aufgefordert, das Angebot der Live-Übertragung zu nutzen. Der für die Klagemauer zuständige Rabbiner Schmuel Rabinowitz rief ausdrücklich dazu auf, am Dienstagabend nicht zur Klagemauer zu kommen.
Ebenfalls am Dienstag schoss die Hisbollah nach israelischen Angaben mindestens 30 Raketen auf Israel. Die israelische Armee setzte ihre Angriffe auf Ziele im Libanon fort. Am Dienstagnachmittag forderte Armeesprecher Avichai Adraee die Bewohner weiterer rund 20 südlibanesischer Ortschaften zum sofortigen Verlassen des Gebietes auf. Sie sollten sich zum eigenen Schutz nördlich des Awali-Flusses oberhalb der Hafenstadt Sidon in Sicherheit bringen.
Bislang seien mehr als 700 Terrorziele der libanesischen Hisbollah zerstört worden, teilte die israelische Armee mit. Die Hisbollah-Miliz habe unter dem Projektnamen “Erobere Galiläa” einen dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober ähnelnden Anschlag auf Israel geplant. Ziele der israelischen Militäroperationen seien eine Vereitelung dieses Plans, die Vertreibung der Hisbollah aus dem Grenzgebiet sowie die Rückkehr von 60.000 aus Nordisrael in Sicherheit gebrachten Israelis.
Nach Angaben des Armeesprechers feuerte Hisbollah seit Kriegsbeginn rund 9.500 Raketen auf israelisches Gebiet. Die gegenwärtige Eskalation im libanesisch-israelischen Grenzgebiet bezeichnete die Armee als “Botschaft an die internationale Gemeinschaft”, die seit Jahren israelische Warnungen vor libanesischen Verstößen gegen das Völkerrecht sowie UN-Resolutionen ignoriere.
Die Vereinten Nationen und die libanesische Regierung forderten unterdessen dringend humanitäre Hilfe in Millionenhöhe für rund eine Million vom Krieg betroffene libanesische Zivilisten. Ziel eines gemeinsamen Appells des libanesischen Übergangsministerpräsidenten Nadschib Mikati und des humanitären Koordinators der Vereinten Nationen für den Libanon, Imran Riza, sei es, 426 Millionen US-Dollar zu mobilisieren.
Infolge des Nahost-Krieges sind nach libanesischen Angaben seit Oktober 2023 rund eine Million Menschen direkt betroffen oder vertrieben worden. Allein in den vergangenen zwei Wochen seien rund 1.000 Menschen getötet und weitere 6.000 verletzt worden.