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Bleibende Romanzen

Großbritanniens beliebteste Schriftstellerin könne man hier entdecken: So wirbt das Jane-Austen-Museum in Chawton. Zum 200. Todestag nähert sich ihre Popularität einem neuen Höhepunkt. Nicht nur schwärmerische Geister verehren die britische Autorin

Die Besetzungslisten lesen sich wie das Who-is-Who der britischen Filmstars: Emma Thompson spielte die vernünftige Elinor Dashwood in „Verstand und Gefühl“ (1995), Kate Winslet ihre impulsive Schwester Marianne, der inzwischen verstorbene Alan Rickman den schweigsamen Colonel Brandon, Hugh Grant den großmütigen Edward Ferras. Zehn Jahre später stand Keira Knightly als Elizabeth Bennet in „Stolz und Vorurteil“ vor der Kamera, 2007 spielte Maggie Smith in einem Film über die Autorin dieser weltweit gefeierten Romane mit.

Jane Austen hat es auf die 10-Pfund-Note geschafft

Die ohnehin beliebte britische Schriftstellerin Jane Austen erlebt seit 20 Jahren eine weitere Steigerung ihrer Popularität – auch wenn sich ihr Todestag im Juli bereits zum 200. Mal jährt. In ihrem Heimatland laufen die Feierlichkeiten schon; unter anderem ist Austen ab diesem Jahr auf der 10-Pfund-Note abgebildet.
Jane Austen wurde am 16. Dezember 1775 im Pfarrhaus des Ortes Steventon in Hampshire geboren. Ihr Vater war dort als Geistlicher tätig. Als Kind las Jane viel, mit zwölf Jahren begann sie zu schreiben: Kurzgeschichten, Theaterstücke und beißende Satiren. Im Teenager-Alter verfasste sie die ersten Entwürfe ihrer späteren Romane. Die beiden einzigen Porträts, die von der Autorin erhalten sind, stammen von ihrer Schwester Cassandra.
Janes Vater starb, als sie 20 Jahre alt war. Die Familie zog zunächst nach Southampton; wenige Jahre später ging Jane mit einer Freundin in den südenglischen Ort Chawton, wo ihre Familie ein kleines Landhaus besaß. Darin befindet sich heute das Jane-Austen-Museum – denn hier entstanden jene Romane, die sie bis heute weltberühmt machen. Die beiden ersten dürften heute, nicht zuletzt dank der Verfilmungen, die bekanntesten sein: „Verstand und Gefühl“ (1811) sowie „Stolz und Vorurteil“ (1813).
Austen veröffentlichte nicht nur ihr Debüt, sondern sämtliche Werke anonym. Ihre Bücher trugen stets die Verfasserangabe „by a lady“ – auch wenn ihre Identität mit dem Erfolg zu einem offenen Geheimnis wurde. In ihren späteren Romanen „Mans-field Park“ (1814), „Emma“ (1816) und „Persuasion“ (1817) verdichtete die Autorin die Handlung, blieb ihrem zentralen Thema aber stets treu: Im Mittelpunkt stehen junge Frauen, die einen Prozess der Selbstfindung durchlaufen – und die Liebe su-chen. Sie schwanken zwischen gesellschaftlichen Pflichten und Erwartungen einer-seits – und andererseits den eigenen Gefühlen sowie dem Wunsch nach einem erfüllten Leben. Der letzte der sechs großen Austen-Romane, „Die Abtei von Northanger“, erschien posthum in ihrem Todesjahr. Nicht nur inhaltlich wecken diese Romanzen bis heute Träume und Begeisterung. Als Haupttalent der Autorin würdigten Kritiker ihre Figurenzeichnung und ihre sprachliche Virtuosität. Einer ihrer ersten Anhänger war der schottische Dichter Walter Scott; auch die Literaten Robert Louis Stevenson („Die Schatzinsel“) und Rudyard Kipling („Das Dschungelbuch“) lobten ihr Werk. Erst zu Beginn des Viktorianischen Zeitalters geriet Austen aus der Mode – und auch das nur vorübergehend.

Helen Fielding hat sich bei Austen „bedient“

Neben Verfilmungen für Kino und Fernsehen inspiriert ihr Oeuvre bis heute auch indirekt die Popkultur. So hat Helen Fielding für ihre ebenfalls äußert populäre Romanreihe „Bridget Jones“ einige Elemente aus „Stolz und Vorurteil“ übernommen, am augenfälligsten: die Figur Mark Darcy, benannt nach dem Austen‘schen Mr. Darcy. Er wurde in den „Bridget Jones“-Filmen von Colin Firth dargestellt, der zuvor in der Austen-BBC-Serie als Mr. Darcy zu sehen war. Ein an Austen angelehnter Beziehungsratgeber wiederum heißt „Ein Date mit Mr. Darcy“. Er bietet augenzwinkernde Tipps und nicht ganz unernst gemeinte Tests, welcher Frauenfigur die Leserin am ehesten entspricht – und welcher männliche Protagonist dementsprechend am besten zu ihr passen würde.

Mit 41 Jahren starb die britische Autorin

Jane Austen selbst heiratete indes nie. Mit 40 Jahren erkrankte sie schwer, wahrscheinlich an einer Insuffizienz der Nebennierenrinde, die damals noch nicht behandelt werden konnte. Am 18. Juli 1817 starb die Schriftstellerin mit 41 Jahren. Sie wurde in der Kathedrale von Winchester beigesetzt.