Bischof Overbeck warnt vor zunehmendem Hass in der Gesellschaft

Der Essener Bischof Overbeck wird immer häufiger beschimpft und bedroht. Der Hass in der Gesellschaft wird seiner Ansicht nach unbarmherziger und schärfer. Ein Konfliktforscher schlägt Gegenmaßnahmen vor.

Der katholische Essener Bischof Franz-Josef Overbeck warnt vor zunehmendem Hass in der Gesellschaft. Dieser werde unbarmherziger und schärfer, sagte er laut einer Mitteilung des Bistums Essen vom Mittwoch bei einer Podiumsdiskussion in Mühlheim.

Overbeck erhält demnach auch selbst immer mehr persönliche Anfeindungen. Insbesondere während der Migrationskrise 2015 sei er nicht nur in E-Mails, sondern auch in der Öffentlichkeit beschimpft und bedroht worden. „Das hat mich schon sehr berührt, weil ich mich plötzlich in meinem eigenen Heimatland nicht mehr sicher gefühlt habe.“

Auch innerhalb der Kirche ist der Ton nach Wahrnehmung des Bischofs rauer geworden. Seit 2020 würden ihm Menschen, „die sich selbst als besonders katholisch beschreiben“, absprechen, noch den katholischen Glauben zu vertreten. Hintergrund seien die innerkirchlichen Diskussionen um den Reformprozess Synodaler Weg. „Bei diesen reaktionären Kreisen hat mich insbesondere die Dimension der Radikalisierung erschrocken.“

Einen Grund für diese Entwicklung sieht Overbeck in einer zunehmenden Unsicherheit: „Wir befinden uns nicht im Zustand einer Krise, sondern in einem massiven Umbruch“, so der Bischof. „Je massiver dieser Umbruch ist, desto unsicherer werden die Menschen.“ Diese Unsicherheit führe zu Angst, die sich bei manchen in Wut und Hass äußere.

Der Konfliktforscher Andreas Zick sagte laut Bistum, bei den sogenannten vorurteilsbasierten Delikten wiesen die Kriminalstatistiken der vergangenen Jahre zum Teil deutliche Anstiege auf. „In der Corona-Pandemie ist die soziale Distanz gestiegen – und die Hass-Taten haben zugenommen.“

Nach den Worten des Psychologen ist es ein relativ neuer Trend, dass Hass sich gegen gesellschaftlich engagierte Personen richte, darunter Feuerwehrleute und Rettungskräfte. Dabei seien Hasstaten oft keine spontanen Regungen, sondern organisiert. Auch die Blockade gegen Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im Zuge der aktuellen Bauern-Proteste „lag gewissermaßen in der Luft“.

Als Gegenmaßnahme empfahl Zick: „Zivilcourage hochfahren! Nicht einfach weggucken und ertragen, sondern handeln. Hass muss ins Hellfeld gebracht werden – auch wenn wir Menschen dazu neigen, ihn zu verniedlichen.“

Die Podiumsdiskussion in der Bistumsakademie „Die Wolfsburg“ stand unter dem Motto „Die aufgehetzte Gesellschaft – Wie ist dem Hass zu begegnen?“. Neben Overbeck und Zick nahm auch die Vizepräsidentin des NRW-Landtags, Berivan Aymaz (Grüne), teil.