Bischof Oster: Weltsynode stellt Kirche die Verfassungsfrage
Der Passauer Bischof Stefan Oster sieht die aktuelle Verfassung der katholischen Kirche durch die Weltsynode infrage gestellt. Die Teilnahme vieler Frauen und Männer, die keine Bischöfe seien, bewertete Oster in einem Interview mit der „Passauer Neuen Presse“ einerseits als „eine gute Erfahrung“. Nun stelle sich auch die Frage, „was das für die Zukunft bedeutet im Blick auf das Verhältnis von Kirche als Gemeinschaft und Kirche mit hierarchischen Strukturen“.
Oster verwies auf das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965). Dieses habe bestimmt, „dass die Bischöfe zusammen mit dem Papst die höchste Autorität in der Kirche bilden“. Danach sei die Bischofssynode als ein kollegiales Beratungsorgan mit und für den Papst eingerichtet worden.
Der Bischof, der selbst an der am Sonntag nach vier Wochen beendeten Weltsynode teilgenommen hatte, machte ferner Unterschiede zwischen den Debatten über Kirchenreformen im Vatikan und in Deutschland geltend. „Was beim deutschen Weg bisher ’synodal‘ genannt wurde, ist in jedem Fall nicht das, was Franziskus mit Synodalität meint“, sagte er. Anders als in Deutschland seien „Medien von außen“ bewusst nicht bei den Sitzungen dabei gewesen. Dadurch sei ein „geschützter Raum“ geschaffen worden, „damit wirkliche innere Freiheit des Redens und Hörens gelingt“.
Für Reformen in der Sexualmoral, beim Zölibat oder der Priesterweihe für Frauen sieht Oster mit Blick auf die Weltsynode wenig von einem „klaren Signal“. Dem Papst gehe es nicht darum, die Lehre der Kirche zu verändern. Er habe zuallererst zu einer „geistlichen Reise“ eingeladen. Es sei vor allem darum gegangen, einander wirklich zuzuhören. „Ich hoffe sehr, dass wir auch bei uns immer wieder neu in eine echte Kultur der gegenseitigen Wertschätzung auch bei unterschiedlichen Positionen finden“.