Bischof Meister: Demokratien sind Ressentiment-empfindlich
Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Ralf Meister, hat dazu aufgerufen, Ressentiments in der Gesellschaft entgegenzuwirken. Ressentiments seien oft die Ursache dafür, dass Menschen Lügen von Populisten etwa über Migranten und Geflüchtete in ihr Weltbild integrierten, sagte der hannoversche Landesbischof am Freitag in Würzburg in seinem Bericht vor den 50 Delegierten der VELKD-Generalsynode.
„Eine Demokratie, die von der gleichen Menschenwürde für alle ausgeht, sie aber nie realisiert, ist Ressentiment-empfindlich“, sagte Meister. In einer Demokratie pralle die normative Gleichwertigkeit auf die faktische Ungleichheit. Paradoxerweise führe die Annäherung an das Ziel der Gleichheit zu einer umso stärkeren Sensibilität für die noch vorhandene oder empfundene Restungleichheit. Es falle auch in der deutschen Gesellschaft nicht schwer, Menschen zu finden, die sich Jahrzehnte benachteiligt und enttäuscht von unerfüllten Versprechen sähen.
Meister äußerte sich auch zu der im Januar veröffentlichten evangelischen Missbrauchsstudie. Der hannoversche Bischof sagte, sexualisierte Gewalt sei und bleibe zentrales Thema in den Kirchen.
Meister ist seit November 2018 Leitender Bischof der VELKD, seine Stellvertreterin ist Kristina Kühnbaum-Schmidt, Landesbischöfin der Nordkirche. Meister wollte sich am Abend als Leitender Geistlicher wiederwählen lassen.
Der Leitende Bischof ist der erste Geistliche der VELKD. Er führt den Vorsitz in der Kirchenleitung und in der Bischofskonferenz und vertritt die VELKD nach außen. Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands ist ein Zusammenschluss aus sieben Landeskirchen, zu denen mehr als 7,5 Millionen Gläubige in Deutschland gehören.
Die Tagung der Lutheraner steht zugleich am Beginn der Jahrestagung des Kirchenparlaments der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die Synode der EKD beginnt am Sonntag mit einem Gottesdienst in der Würzburger St.-Stephans-Kirche.