Bischof Kohlgraf: Priestertum der Gläubigen zu wenig beachtet

Anlässlich der Gründung der ersten fünf Großpfarreien im Bistum Mainz hat Bischof Peter Kohlgraf ein „Priestertum“ normaler Kirchenmitglieder betont. Bereits das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) habe die priesterliche Würde aller Gläubigen hervorgehoben, aber „das Priestertum aller Gläubigen wurde nicht immer im entscheidenden Maß wahrgenommen“, sagte Kohlgraf am Sonntag in Gau-Algesheim beim Gründungsgottesdienst der neuen Großpfarrei Sankt Maria Magdalena Ingelheim, wie das Bistum mitteilte.

Eine katholische Feier oder ein kirchliches Ereignis habe früher oft nur dadurch einen Wert bekommen, dass der Pfarrer vor Ort gewesen sei. „Andere seelsorgliche Hauptamtliche und auch Ehrenamtliche wurden nicht selten als Notstopfen gesehen“, kritisierte Kohlgraf. „Wir nehmen das gemeinsame Priestertum ernst“, betonte der Bischof nun. „Wir vernetzen die Vielfalt der Kirchorte, wir binden Pfarrer in Teams ein, wir entwickeln gemeinsame Beratungs- und Entscheidungsprozesse.“ Die Leitung der Großpfarreien würden jeweils ein Pfarrer, ein Koordinator und ein Verwaltungsleiter unter sich aufteilen – unbeschadet der rechtlichen Stellung des Pfarrers als leitendem „Hirten der Pfarrei“.

Am 1. Januar waren die ersten 5 von 46 Pastoralräumen offiziell zu Pfarreien geworden. Kohlgraf sprach nun von einem „historischen Ereignis“, da in Gau-Algesheim der erste Gottesdienst zu einer Neugründung im Bistum gefeiert wurde. In jeder der errichteten fünf Großpfarreien wollen Kohlgraf und Generalvikar Sebastian Lang im Lauf des Jahres einen Gründungsgottesdienst feiern.

Die 46 Pastoralräume hatte Kohlgraf im April 2022 errichtet. Bis 2030 sollen sie jeweils zu einer Pfarrei werden. Zuvor hatten 134 „Pfarrgruppen“ und „Pfarreiverbünde“ im Bistum existiert, in denen die rund 300 einzelnen Gemeinden zusammengeschlossen waren. Die Umstrukturierung ist Teil des Reformprozesses „Pastoraler Weg“.