Bischof: Kirche und Kunst sind Geschwister

Zur Eröffnung der Kulturhauptstadtregion Salzkammergut sieht Österreichs „Kunstbischof“ Kirche und Kultur verbunden im „Kampf gegen die Banalisierung des Lebens“ – und die Kirche vielfältig im Programm vertreten.

Der österreichische „Kunstbischof“ Hermann Glettler sieht enge Verbindungen zwischen Kirche und Kultur. „Glaube und Kultur, Kirche und Kunst sind Geschwister“, sagte der Innsbrucker Bischof am Sonntag beim Eröffnungsgottesdienst zum Kulturhauptstadtjahr der Region Salzkammergut in Bad Ischl. Es sei erfreulich, dass sich die Kirche in die Gestaltung des Programms vielfältig eingebracht habe. Die Spannbreite geht von einem Audio-Kunstwerk in der Stadtpfarrkirche Bad Ischl über „Wasserpilgern“, speziellen Kirchenführungen und Konzerten bis hin zu einem Caritas-Kulturbuddy-Programm.

Kultur und Glaube verbindet laut Glettler ein „Kampf gegen die Banalisierung des Lebens und gegen die Übergriffigkeit einer rein materialistischen Auffassung unseres Daseins“. Es gehe um eine gemeinsame Notwehr gegen einen rein „technokratischen Zugriff auf unsere Welt“, so der Bischof mit Verweis auf den Papst. Franziskus verwende stets einen sehr weiten Kulturbegriff, etwa wenn er von einer „Kultur der Begegnung“ und einer „Kultur des Dialogs“ spreche.

Das Programm der Kulturregion biete vieles, „was im Sinne der streitbaren Geschwisterlichkeit von Kunst und Kultur zu verstehen ist“, sagte Glettler, der in der Österreichischen Bischofskonferenz für den Bereich Kunst und Kultur zuständig ist. Als Beispiele nannte er prophetische Zeitdiagnose mit einem Aufruf zu Umkehr, ein Aufzeigen alternativer Lebensoptionen sowie ein breites, geistvolles Vernetzungsprogramm.

Glettler formulierte gemeinsame Aufträge von Kunst und Kultur. Einer davon sei die „Kunst der kritischen Intervention“. „Kunst kommt von Künden“, zitierte Glettler den deutschen Aktionskünstler Joseph Beuys (1921-1986). Es gehe also nicht bloß um die technische Beherrschung visueller Ausdrucksmittel. „Kunst ist Ansage. Kunst hat einen prophetischen Auftrag“, so der Bischof. Kunst und Glaube müssten „produktiv verwirren“; das tue nicht selten weh, „sind wir doch in unsere eingespielten Verhaltensweisen und Traditionen verliebt und auf sie fixiert“. Aber „ohne Umkehr des Herzens kein Gottesglaube, kein Christsein, keine Zukunft. Und: Ohne Umkehr kein Menschsein“, so Glettler.

Als weitere Verbindungen von Kunst und Glaube nannte der Bischof die Fähigkeit zu solidarischer Vernetzung sowie ein Aufzeigen von Alternativen. So bräuchte es dringend eine ernsthafte Friedensethik, „Friedensschulen anstelle von Vernichtungs- und Auslöschungshysterien“. Hierzu könne eine europäische Kulturhauptstadt einen Beitrag leisten.