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Bischof Feige gegen starren Traditionsbegriff

Der Magdeburger katholische Bischof Gerhard Feige sieht die jahrhundertealten Traditionen der Kirche als einen „lebendigen Strom“. Es gehe nicht darum, die Asche zu hüten, sondern die Flamme am Brennen zu halten, sagte Feige in einer Predigt am Sonntag in Magdeburg zum Abschluss der Mitgliederversammlung des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Dazu genüge es nicht, „Begriffe einfach nur zu wiederholen oder Riten fehlerfrei nachzuvollziehen“, sagte Feige laut Redemanuskript in der Kathedrale St. Sebastian: „Notwendig ist vielmehr, den Glauben immer wieder zu übersetzen und verständlich zu machen.“ Vieles könne daher losgelassen oder verändert werden, ohne dass der Glaube dadurch grundsätzlich infrage gestellt werde. Freilich dürfe dies nicht nach Belieben und Gutdünken geschehen, betonte Feige.

Bereits am Samstag hatte der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx, in einem feierlichen Gottesdienst im Magdeburger Dom 21 neue Mitglieder aus Deutschland in den päpstlichen Laienorden aufgenommen. In seiner Predigt rief Marx die Christen dazu auf, „Sonntagskinder“ zu sein. Gerade in dieser Zeit brauche es Menschen, die sagten, dass es immer eine Hoffnung gebe, die stärker sei.

Das leere Grab Jesu an Ostern sei ein „Durchbruch“ für die christliche Kirche gewesen, sagte Marx in seiner Predigt. Die Apostel seien damals in die Welt ausgezogen, damit die Begegnung mit Christus Menschen aus allen Kulturen, Schichten und Sprachen offenstehe.

Dies sei auch der Weg der Kirche von heute, sagte Marx weiter. Vielleicht würden nicht alle Menschen katholisch und christlich. Sie seien vielleicht keine Kirchgänger, würden aber auf das Zeugnis der Kirche nicht verzichten wollen.

Der Ritterorden, der in Deutschland rund 1.400 Mitglieder hat, war von Freitag bis Sonntag in Magdeburg zusammengekommen. Zu dem Gottesdienst im evangelischen Magdeburger Dom kamen den Angaben zufolge rund 300 Ordensmitglieder und rund ebenso viele Gäste zusammen.

Am Freitag hatte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) die Teilnehmer empfangen. Er gehört den Angaben zufolge selbst dem Ritterorden an, ebenso der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und der neue Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU). An der sogenannten Investiturfeier am Samstag nahm zudem der Abt der Dormitio-Abtei in Jerusalem, der Benediktiner Nikodemus Schnabel, teil.

Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem entstand offiziell im Jahr 1868 und ist aus einer mittelalterlichen Pilgerbewegung zur Grabstelle Christi in Jerusalem entstanden. Der Orden kümmert sich um die christliche Minderheit im Heiligen Land, also vorwiegend in Israel und den Palästinensergebieten. Er finanziert unter anderem Kirchen, Priesterseminare und christliche Schulen sowie Sozialprojekte.

Der Orden hat nach eigenen Angaben weltweit rund 38.000 Mitglieder. In Deutschland sind die Mitglieder in 38 Komtureien, also Ortsgruppen, organisiert. Der Ritterorden versteht sich zugleich als Pilgerbewegung und geistliche Gemeinschaft.