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Bischöfin Hofmann: Kirche schaut bei Missbrauch besser hin

Es gibt keine allgemeingültigen Konzepte, die sexualisierte Gewalt sicher in jeder Institution oder Kirchengemeinde verhindern können. Das haben die Autorinnen der Studie „Sexualisierte Gewalt durch einen hessischen evangelischen Gemeindepfarrer in den 1980er Jahren“ am Dienstag in Kassel bei der Vorstellung der Studie betont. Es gehe immer um spezifische Bedingungen, die Täter ausnutzen. Der Evangelischen Kirche für Kurhessen und Waldeck (EKKW) helfe die von ihr beauftragte Studie dennoch zu verstehen, welche Strukturen damals den Täter geschützt haben und für die Zukunft zu lernen, sagte die Bischöfin der EKKW, Beate Hofmann.

„Täter müssen wissen, dass wir nicht mehr wegschauen“, betonte Hofmann und gestand „schwerwiegende Fehler“ der Kirche ein. „Durch kirchenleitendes Versagen ist großes Leid nicht verhindert, sondern verlängert worden.“ Verantwortliche hätten nicht zum Wohl der Betroffenen gehandelt, sie hätten „weggeschaut, bagatellisiert und vertuscht“. Für die Zukunft gelte es, Menschen sprachfähig zu machen und zu bestärken, eigene Grenzen zu setzen.

#Anlass der Studie waren Übergriffe eines Pfarrers aus Fulda-Ihringshausen

Im Jahr 2023 hatte die EKKW bei der Universität Kassel die Studie in Auftrag gegeben. Der Anlass waren sexuelle Übergriffe an mehreren Personen durch den Pfarrer in der Kirchengemeinde Fulda-Ihringshausen in den 1980er-Jahren. Als die Taten bekannt wurden, waren sie strafrechtlich verjährt. Von einem kirchlichen Gericht wurde der Pfarrer 2022 wegen sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen verurteilt. Ihm wurden die Versorgungsansprüche und die Ordinationsrechte entzogen.

Das Forschungsprojekt habe die damalige Situation in der Gemeinde rekonstruiert, die durch einen starken Wandel geprägt gewesen sei, sagte die Juristin Theresa Höynck von der Uni Kassel. Werte und Normen sowie Machtverhältnisse hätten sich verschoben, was der als theologische, pädagogische und kirchengestaltende Ausnahmefigur beschriebene Pfarrer für sich ausgenutzt habe.

Die Situation des Wandels hätte in einem anderen Kontext jedoch möglicherweise zu ganz anderen Ergebnissen geführt, sagte Projektleiterin Mechthild Bereswill. Deshalb erfordere Prävention eine hohe Sensibilität für die Machtverhältnisse im jeweiligen Kontext. Deutlich geworden sei zudem die Bedeutung von Gerüchten, mit denen sich Menschen damals über Verdachtsmomente ausgetauscht haben.