Bischöfe zu Fronleichnam: Provozieren, wählen, niederknien

Katholische Bischöfe aus Bayern haben zum Feiertag Fronleichnam den Gottesdienst gewürdigt. Dieser sei nicht nur für Gläubige notwendig. Außerdem gab es auch einen politischen Appell.

Gottesdienste sind nach den Worten bayerischer Bischöfe nicht nur für Gläubige wichtig. Entsprechend äußerten sich katholische Würdenträger am Feiertag Fronleichnam. So sagte der Münchner Kardinal Reinhard Marx laut seiner Pressestelle im Liebfrauendom der Landeshauptstadt über Glaubensfeiern: “Nicht mehr der Nutzen gilt, es gelten andere Gesetze: die Logik Gottes.” Der Erzbischof von München und Freising habe damit an die Funktion von Liturgie und Eucharistie erinnert, hieß es. “Nicht wir geben Gott etwas, er gibt uns alles: Das feiern wir!” Dass es diesen Raum gebe, sei “notwendig für die ganze Gesellschaft”, so der Kardinal.

Marx fügte hinzu: “Wenn wir Eucharistie und Fronleichnam feiern, ist das ein großes Fest für uns und wir entdecken, wie großartig unser Glaube ist. Und ich möchte fast sagen, es ist auch ein Ort des widerständigen Denkens gegen die primitive Logik, die manchmal in der Gesellschaft herrscht. Da treten wir in einen anderen Raum, und das ist wichtig: die Notwendigkeit des Nutzlosen. Das feiern wir und das wollen wir auch feiern: Das ist unser Geschenk an die Welt.”

Der Augsburger Bischof Bertram Meier sagte laut Manuskript im Augsburger Dom, Fronleichnamsprozessionen seien eine echte Provokation. “‘Provocare’ heißt: hervorrufen, herausrufen. Wenn wir nachher auf die Straße gehen, wollen wir die Menschen provozieren, sie herauslocken aus ihrer Reserve, aus ihrer Gleichgültigkeit und Unwissenheit; ja, vielleicht erwächst daraus sogar eine neue Nachdenklichkeit darüber, was wir denn da tun als katholische Christinnen und Christen.”

Zudem rief Meier zur Teilnahme an der Europawahl auf: “Gehen Sie am 9. Juni wählen und erteilen Sie Gruppierungen eine Absage, die menschen-verachtende, demokratiefeindliche und völkisch-nationalistische Ideen fördern wollen.”

Passaus Bischof Stefan Oster sagte seiner Pressestelle zufolge im Passauer Dom, es sei angemessen, sich niederzuknien, wenn die Prozession an einem vorbeiziehe. Auch sei es angemessen, zu stehen, wenn man das Wort Gottes höre – als Ausdruck der Aufmerksamkeit und der Bereitschaft, mit Gott zu gehen. “Dann kommt der Segen.”

Am zweiten Donnerstag nach Pfingsten begeht die katholische Kirche das Fest Fronleichnam. An diesem Tag demonstrieren Katholiken öffentlich ihren Glauben, wie etwa aktuell beim Katholikentag in Erfurt. Dabei drücken sie die Überzeugung aus, dass Gott in Brot und Wein unter ihnen ist. Als sichtbares Zeichen wird eine geweihte Hostie in einem verzierten Schaugefäß, einer Monstranz, feierlich durch die Straßen getragen. Der Name Fronleichnam bedeutet so viel wie “Hochfest des Leibes und Blutes Christi”. Er leitet sich ab aus dem Mittelhochdeutschen. Dabei steht “vron” für Herr und “licham” für Leib.