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Bischöfe ziehen kritische Bilanz der Seelsorge in Corona-Zeit

Gerade erst hat der Bundestag eine Kommission eingesetzt, um Folgen aus der Corona-Pandemie zu ziehen. Auch die katholische Bischöfe ziehen eine kritische Bilanz. Die Seelsorge muss sich verändern.

Die katholischen Bischöfe haben eine kritische Bilanz der kirchlichen Arbeit in der Corona-Pandemie gezogen. “Die Mehrheit der Seelsorgerinnen und Seelsorger war mit dem digitalen und kreativen Umbruch, den die Corona-Pandemie vor allem im ersten Jahr ihnen abverlangt hatte, überfordert”, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, am Donnerstag in Fulda. “Viele Priester und Diakone konnten sich, vor allem in den ersten beiden Corona-Jahren, nur sehr schwer auf neue Formate in der territorialen Seelsorge einlassen. Das gilt auch für große Teile der Berufsgruppen der Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten.”

Bätzing äußerte sich zum Abschluss der Herbstvollversammlung der Bischöfe. Dabei hatten sie sich intensiv mit der Rolle der Kirche in der Pandemie auseinander gesetzt. Kürzlich hatte eine Enquete-Kommission des Bundestages zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie ihre Arbeit aufgenommen.

Je besser das Seelsorge-Personal mit digitalen Techniken vertraut gewesen sei, desto mehr Seelsorgeangebote habe es gegeben, sagte der Limburger Bischof. Je weniger digital kompetent die Seelsorgerinnen und Seelsorger vor Ort gewesen seien, desto weniger pastorale Arbeit habe dort in allen kirchlichen Handlungsfeldern stattgefunden und desto größer seien die Klagen der Seelsorgenden über die Bedeutungslosigkeit von Seelsorge in der Corona-Pandemie gewesen.

Bätzing würdigte, dass im Bereich von Gottesdienst, Spiritualität, Bildung und Glaubenskommunikation viele digitale Angebote entstanden seien. Engagierte Seelsorgerinnen und Seelsorger etwa im Bereich der Krankenhaus- oder Altenheimseelsorge hätten ihre gute Vernetzung auch durch digitale Formate ausgebaut, um die Mitarbeiter und Bewohner der kirchlichen Einrichtungen zu unterstützen.

Als positiv wertete es der Konferenz-Vorsitzende, dass in speziellen Umfragen drei Viertel der Seelsorgenden in kirchlichen Digitalisierungsprozessen und in einer digitalen Vernetzung in der Pastoral eher Chancen als Risiken sähen. “Immerhin 80 Prozent der Befragten wünschen die Entdeckung digitaler Seelsorge als ergänzende Seite der Seelsorge.”

Der Konferenzvorsitzende verwies darauf, dass die Digitalisierung die Seelsorge verändere. “Der digitale Raum ist ein genuiner Ort der Pastoral und Seelsorge”, sagte er. Kreative Freiräume für neue Projekte, Ideen oder Seelsorgeformate sollten weiterhin zugelassen und unterstützt werden.

Zugleich seien die Anforderungen an die Authentizität von Seelsorgenden in der digitalen Kommunikation sehr hoch. “Digitalisierung der Seelsorge ist nicht einfach eine Fortsetzung von analogen Angeboten im digitalen Format.” Sie verändere die Rollen der Hauptamtlichen, beispielsweise in der Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen. Sie setze voraus, dass alle Beteiligten aktiv einbezogen werden müssten. “Und umgekehrt schalten Nutzer digitale Angebote ab, in denen sie nicht aktiv beteiligt werden.”