Bischöfe kritisieren Predigt-Plan aus Dänemark

Fremdsprachige Predigten sollen nach dem Willen der dänischen Regierung übersetzt werden. Das kritisieren Bischöfe von beiden Seiten der Grenze. Doch der Plan hat einen ernsten Hintergrund.

Jürgen Blume / epd

Schleswig/Kopenhagen. In Dänemark sollen künftig alle anderssprachigen Predigten auf dänisch übersetzt werden müssen. Diesen Plan der dänischen Regierung haben deutsche und dänische Bischöfe scharf kritisiert. In einem gemeinsamen Brief an mehrere Minister brachten Bischof Gothart Maagard aus Schleswig und seine Kollegen aus Hadersleben, Ripen und Kopenhagen ihre „starke Besorgnis“ zum Ausdruck.

Eine solche Gesetzgebung bringe ein hohes Maß von Misstrauen gegenüber der Sprachtradition der Minderheit zum Ausdruck, heißt es in dem am 10. November verschickten Schreiben, das dem epd in deutscher Übersetzung vorliegt. Bislang kam als Reaktion von der dänischen Regierung lediglich eine Eingangsbestätigung, heißt es aus der Schleswiger Bischofskanzlei.

Die sozialdemokratische Regierung in Dänemark plant das neue Gesetz, um mehr Transparenz herzustellen. Derzeit ziehen islamistische Hassprediger durch dänische Moscheen, die auf arabisch demokratische Grundwerte kritisieren. Nach dem Gesetzentwurf sollen Predigten, die nicht in dänischer Sprache gehalten werden, in dänischer Übersetzung öffentlich zugänglich gemacht werden. Die genaue Umsetzung ist allerdings noch unklar. Das Gesetz soll Anfang 2021 ins Parlament eingebracht werden.

Ausgerechnet im Jubiläumsjahr

Die deutschen und dänischen Bischöfe bezeichnen es in ihrem Brief als „historisch sehr ironisch“, wenn das 100.Jahr der heutigen Grenzziehung durch eine Gesetzgebung manifestiert werde, die die deutsche Sprache im Landesteil in Abrede stelle und den Gemeinden und Pastoren schwere Lasten auferlege.

Bischof Gothart Magaard
Bischof Gothart MagaardMarcelo Hernandez / Nordkirche

Schließlich habe die Kopenhagen-Bonn-Erklärung von 1955 die staatlichen Rechte für Minderheiten nördlich und südlich der Grenze festlegt. „Diese Erklärung hat sich sehr günstig für die Entfaltungsmöglichkeiten der jeweiligen Minderheiten ausgewirkt“, heißt es. Der Grundpfeiler der Erklärung beschreibe die Gegenseitigkeit: Die Bedingungen und Verhältnisse, die für eine Minderheit in Anspruch genommen werden, sollen auch für die andere Seite gelten.

Folgt Retourkutsche?

Wenn nun den deutschen Gemeinden und Pastoren auferlegt werde, alle Predigten zu übersetzen, könne man voraussehen, dass die gleichen Bedingungen für die dänischen Gemeinden in Südschleswig geltend gemacht werden, so die Bischöfe.

Die Grenzabstimmungen im Jahr 1920 führten zu der noch heute gültigen Grenzlinie. Die deutsche Volksgruppe im dänischen Nordschleswig umfasst heute etwa 15.000 Mitglieder. Sie unterhält eigene Kindergärten, Schulen und Büchereien und gibt eine eigene Tageszeitung heraus. Der dänischen Minderheit im deutschen Landesteil Schleswig gehören etwa 50.000 Menschen an. (epd)