Bis Oktober schon mehr Kirchenaustritte in Hamburg als im ganzen Vorjahr

Hamburg. Bis Oktober sind in diesem Jahr in Hamburg bereits mehr Menschen aus der Kirche ausgetreten als im gesamten Jahr 2012. In fünf der sieben Bezirke hätten bereits 6500 Hamburger der evangelischen oder der katholischen Kirche den Rücken gekehrt.

Im gesamten Vorjahr seien es 6.183 gewesen, berichtet das "Hamburger Abendblatt" (Donnerstagsausgabe).
"Wir denken, dass das Handeln des Limburger Bischofs Tebartz-van Elst bei uns der Auslöser für den Anstieg ist", sagte Manfred Nielen, Sprecher von Hamburgs Erzbischof Werner Thissen. Der evangelische Michel-Hauptpastor Alexander Röder führte neben Tebartz-van Elst das umstrittene "Netzerückkauf-Engagement" als weiteren möglichen Grund an. Gerade Menschen mit geringer Kirchenbindung "brauchen oft einen Anlass, der wie ein Tropfen ein Fass zum Überlaufen bringt, um aus Verärgerung auszutreten", sagte er.

Ursachenforschung: "Netzerückkauf-Engagement" oder Protz-Bischof?

Allein im Bezirk Nord traten nach Umfrage der Zeitung im Oktober 348 Hamburger aus der evangelischen und katholischen Kirche aus. In Wandsbek erklärten bis zum 7. November mehr als 1.800 Mitglieder ihren Kirchenaustritt. 2012 waren es 1.740. Die Standesämter unterscheiden bei einem Austritt weder die Konfession, noch erfragen sie die Motive.
Die evangelische Nordkirche reagierte mit Bedauern auf die Entwicklung. Jeder Kirchenaustritt sei schmerzhaft, sagte der stellvertretende Kirchensprecher Mathias Benckert. "Wir appellieren an alle Kritiker, in der Kirche zu bleiben und sich zu engagieren." Niemand müsse austreten, um Kritik oder Protest zu verdeutlichen.