Bildungsforscher Kleinknecht für späteren Schulstart

Der Lüneburger Bildungsforscher Marc Kleinknecht sieht vor allem für ältere Schülerinnen und Schüler Vorteile in einem späteren Schulstart. Wenn Jugendliche nicht verschlafen in der Klasse säßen, steigere dies auch ihr Wohlbefinden, sagte Kleinknecht der hannoverschen „Neuen Presse“ (Samstag). Schlafforschungen hätten ergeben, dass Schüler in der Pubertät am frühen Morgen weniger leistungsfähig seien. An weiterführenden Schulen sei deshalb ein Unterrichtsstart aus Lernerfolgssicht um 9 Uhr wünschenswert.

An den Grundschulen sei der Beginn um 8 Uhr kein Problem. Jüngere Kinder seien um diese Zeit meist schon munter und lernfähig. Wenn aber die Schule erst um 9 Uhr starte, ziehe sich der Unterricht bis 15 oder 16 Uhr, verdeutlichte Kleinknecht. Deshalb bedeute dies auch den Einstieg in eine gelingende Ganztagsschule mit Lern- und Erholungsphasen am Vormittag und am Nachmittag. „Wir müssen weg von einem überladenen Schulvormittag mit den 45-Minuten-Häppchen“, betonte der 52-jährige Schulpädagoge.

Der derzeit vorherrschende offene Ganztagsbetrieb mit freiwilligem Nachmittagsangebot – oft Arbeitsgemeinschaften, die von außerschulischen Mitarbeitern geleitet werden – sei ein Sparmodell. „Schule ist mehr als Unterricht“, sagte der Wissenschaftler. Eine echte, verbindliche Ganztagsschule koste den Staat aber Geld und Personal. „Das wird teuer.“ Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) hatte sich kürzlich in einem Interview offen für einen späteren Schulbeginn gezeigt.