Bildungsforscher: KI in der Schule macht Schüler und Lehrer faul
Lernen nach der Sommerpause: Ein Medienexperte rät Schulen, auf den Einsatz von KI möglichst zu verzichten. Sie verhindere das freie Spiel mit der Fantasie – und führe in die Abhängigkeit.
Nach Einschätzung eines Bildungsforschers sollte Künstliche Intelligenz (KI) in der Schule wenig und nur sehr gezielt eingesetzt werden. “KI fördert vor allem die Bequemlichkeit – die der Schüler, aber auch die der Lehrkräfte”, sagte Ralf Lankau, Professor für Medientheorie und Mediengestaltung an der Hochschule Offenburg, am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
“KI-Bots verderben die generelle Leistungsbereitschaft junger Menschen und gewöhnen sie daran, sich technischen Systemen und deren Berechnungen als gültige Ergebnisse anzuvertrauen”, so Lankau, der auch Kunstpädagoge ist. Er warnt vor einer “Zerstörung” der Kreativität von Schülerinnen und Schülern. “Bots verhindern das freie Spiel der Fantasie und Imagination, bei der am Anfang nur eine Aufgabenstellung oder das sprichwörtlich leere Blatt stehen.”
Lernen sei ein mitunter anstrengender Prozess. “Da kommt man nicht drumherum. Man muss etwas tun und üben, um es zu können. Kochen lernt man ja auch nicht, indem man Tiefgefrorenes in der Mikrowelle aufwärmt. Und man wird auch kein Sportler, indem man nur bei den Olympischen Spielen zuschaut”, so der Wissenschaftler.
Für die Anstrengung werde man aber mit dem Erfolgserlebnis belohnt. “Man erlebt Selbstwirksamkeit und traut sich dann mehr zu”, sagte Lankau. Weder das Unterrichten noch das Lernen könne an Maschinen delegiert werden. “Lernen ist ein individueller, sozialer und interpersonaler Prozess.”
Sinnvoll könne der Einsatz von KI im Unterricht dann sein, wenn es darum gehe, die Urteilsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler zu schärfen. “Dafür müssen sie aber zunächst etwas lernen”, sagte Lankau, der KI-Systeme als “Blackboxes” bezeichnet. “Weder kennt man die zugrunde liegenden Algorithmen noch den Datenbestand, mit der eine KI rechnet.” KI könne dennoch dann erleichternd sein, wenn derjenige vor dem Bildschirm über Fachwissen verfüge.
Lankau forderte ein generelles Umdenken in Sachen Digitalisierung an Schulen. So gebe es in vielen Ländern Europas – darunter etwa Frankreich und Schweden – mittlerweile ein Smartphoneverbot an Schulen. Man setze stattdessen wieder verstärkt auf das gedruckte Schulbuch und das Lernen mit Stift und Papier.
“In Deutschland dagegen ist man noch davon überzeugt, dass der Einsatz von Tablets bereits in der Kita sinnvoll ist”, erklärte Lankau. Smartphones mit all ihren Apps und Anwendungen seien aber von den Herstellern darauf angelegt, süchtig zu machen. “Und sie machen uns süchtig.”