Bildbetrachtung: „Jona entsteigt dem Wal“
Über das Bild von Maler Jan Brueghel dem Älteren zur Jona-Geschichte.
Vom 1. bis 3. Sonntag nach Trinitatis sind als Lesung im Gottesdienst die Ereignisse des Jona-Buches vorgesehen. Jona bekam von Gott den Auftrag, in die assyrische Residenzstadt Ninive zu gehen. Sie galt als „Sündenbabel“. Dort sollte er die Menschen aufrufen, ihren Lebensstil zu ändern. Doch er floh mit einem Schiff in die entgegengesetzte Richtung.
Kein Donnerwetter
Befreit aus dem Todesrachen machte sich Jona nach Ninive auf und hielt eine Bußpredigt. Alle Bewohner schenkten ihm Gehör und eine Veränderung trat ein. Von Weitem schaute er zu, was mit der Stadt passierte. Doch Gott ließ kein Donnerwetter niedergehen, sondern zeigte Erbarmen. Darüber ärgerte sich der Prophet, auch weil zugleich ein Strauch, der ihm Schatten spendete, verdorrte. Das Ende des Buches zeigt, dass Gottes Barmherzigkeit nicht an den Grenzen eines fremden Volkes Halt macht. Wo Menschen ein neues Leben beginnen, da will Er retten und nicht ruinieren. Sein Erbarmen ist größer als fromm eingekleidete Gesetzlichkeit und unbarmherzige Frömmigkeit.
Viele von uns kennen das Jona-Buch seit Kindertagen. Anschaulich und dramatisch lässt sich die Geschichte erzählen. In der Kunst des 16. Jahrhunderts hat unter anderem Jan Brueghel der Ältere (1568-1625), der viel mit Rubens zusammen arbeitete, ein Gemälde zu dieser Geschichte gemalt. Das Original hängt in der Alten Pinakothek München.
Tod und Auferstehung
Brueghel hat hingegen die Befreiung Jonas aus dem Maul des Fisches lichtvoll in Szene gesetzt. Betend und dankbar, mit aufgerichtetem Blick, steigt er aus dem „Rachen des Todes“. Der Fisch hat ebenfalls seinen Blick erhoben. Am Ufer und am Horizont lichten sich Land und Himmel – es erinnert an den Ostermorgen.
Gottes Auftrag
Jona macht sich nun über dieses „belastete Gelände“ auf den Weg nach Ninive und erfüllt den Auftrag Gottes. Er bringt die Menschen zur Umkehr und ist am Ende doch verwundert über Gottes Barmherzigkeit.
Gerufen und beauftragt Boote zu setzen / in die versalzenen Wasser der Gleichgültigkeit, / zwischen die Noten der Loblieder Kreuze zu malen, /dem Fort-Schritt ein Bein zustellen, / aus Mördergruben Herzen zu machen. Doch, wer bin ich schon?
Manchmal bin ich wie Jona in meiner Flucht nach vorn in Haus und Heim, Musik und Wein, Lärm und Lust. Doch der Sturm bleibt nicht aus. Ertrunken in meiner Flucht gehe ich baden. / Ausgespuckt wie ein Schluck Wasser /steht mir alles bis zum Hals, aber ich lebe!
Manchmal bin ich wie Jona, enttäuscht und zermürbt, müde und leer, /Schatten verdorren und irgendwie steckt der Wurm in allem. / Doch Gott ruft mich trotzdem. Manchmal bin ich wie Jona.
Ralf-Günther Schein ist Pfarrer und Kunstbeauftragter im Ruhestand in Templin.