Bienenhonig von ganz besonderer Güte
Auf der Dachterrasse der Hamburger „Hoffnungsorte“ herrscht emsiges Treiben. Ein Bienenvolk sammelt dort den „Hoffnungshonig“. Betreut werden die Bienen von Wohnungslosen des „Herz As“.
Hamburg. Die Besucher der Hamburger Tagesaufenthaltsstätte „Herz As“ haben meist kein Dach über dem Kopf. Einige von ihnen sorgen aber dafür, dass zumindest die Bienen eines haben. Auf der Dachterrasse der „Hoffnungsorte“ pflegen sie ein Bienenvolk, das seinen Nektar in der Hamburger City sucht. Angst vor Bienenstichen brauchen sie nicht zu haben: „Es ist ein sehr liebes Volk“, sagt Andreas Bischke, Hobby-Imker und Leiter des „Herz As“.
Das „Herz As“ bietet Obdachlosen eine ehrenamtlich Aufgabe
Mehr als 250 Besucher kommen im Durchschnitt täglich ins „Herz As“, gut 500 Meter vom Hauptbahnhof entfernt. Vielen von ihnen fehlt nicht nur eine Wohnung, sondern auch eine Lebensperspektive. Das „Herz As“ bietet seit 40 Jahren Raum für Sozialberatung und seelsorgerliche Gespräche. Die Besucher können sich ausruhen, lesen, klönen und sogar Klavierspielen.
Zwischen 80 und 120 Essen werden hier täglich ausgegeben. Für rund 600 Menschen ist das „Herz As“ auch die Postadresse, damit die Behörden sie erreichen können. Angeboten werden auch Sprachkurse, denn ins „Herz As“ kommen Menschen mit rund 40 Nationalitäten. Über 90 Prozent sind Männer.
Zum Konzept des „Herz As“ gehört, die Besucher in die Arbeit einzubinden. Viele von ihnen helfen ehrenamtlich in der Küche, beim Reinigungsservice, beim Gärtnern – oder beim Imkern. Vor drei Jahren hat Andreas Bischke zwei Bienenvölker auf die Dachterrasse geholt.
Trotz Citylage gibt es für die Bienen genug Nahrung
Im Umkreis von rund drei Kilometer finden sie ihren Nektar vor allem in Linden und Akazien. Im ersten Jahr konnte Andreas Bischke schon über 40 Kilogramm Honig ernten. Der „Hoffnungshonig“ wird in der hauseigenen Küche verwendet oder gegen Spende abgegeben. Doch der letzte Winter hat das zweite Bienenvolk derart geschwächt, dass beide Völker zusammengelegt werden mussten.
Marcel nennt sich augenzwinkernd den „Schleudermeister“ des „Herz As“. Er kam vor vier Jahren aus Bremen nach Hamburg und suchte vergeblich nach einer Unterkunft. „Es ist ’ne Menge Arbeit“, sagt er über die Imkerei. „Aber es macht viel Spaß.“
Mittlerweile kennt er sich bestens damit aus. Auch er arbeitet ehrenamtlich im „Herz As“ und sorgt für saubere Duschen. Nach einigen Jahren in einem Übergangsheim wird er in Kürze in eine eigene Wohnung ziehen. Die anderen Besucher übernehmen vor allem handwerkliche Arbeiten für das Bienenvolk. Wer ungeübt ist, kann bei den Bienen viel Schaden anrichten.
Das Projekt lebt von Spenden. Finanziert werden damit die Imker-Ausstattung und Material für weitere Bienenvölker. Immerhin ist das Projekt schon so erfolgreich, dass die Nordkirche es in ihren Kollektenplan 2021/22 aufnahm. In mehreren Gottesdiensten wurde bereits für die Imkerei des „Herz As“ gesammelt. (epd)