Bibliothekarin: Büchereien müssen attraktiver werden

Um die Lesekompetenz unter Grundschülern zu verbessern, wünscht sich die stellvertretende Direktorin der Universitätsbibliothek Dortmund Engelkenmeier eine Aufwertung von Stadtbibliotheken.

Vorbild Skandinavien: Moderne Büchereien als "community hubs".
Vorbild Skandinavien: Moderne Büchereien als "community hubs".Imago / Cavan Images

Aus Sicht der Bundesvorsitzenden des Berufsverbandes Information Bibliothek, Ute Engelkenmeier, sollten Bibliotheken noch mehr zu Begegnungsorten und damit zu Schwerpunkten der Demokratie werden. „Vielerorts sind Bibliotheken jetzt schon solche ‚Dritten Orte‘ jenseits von Familie und Beruf“, sagte die promovierte Bibliotheks- und Informationswissenschaftlerin dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Rande der BiblioCon, der bundesweit größten Tagung für Bibliothekswesen. Engelkenmeier ist stellvertretende Direktorin der Universitätsbibliothek Dortmund.

Skandinavische Länder gehen mit gutem Vorbild voran

In Skandinavien hätten viel mehr Bürger einen Leseausweis ihrer Stadtbibliothek, die vielerorts durch hochmoderne Architektur als Einrichtung überzeuge. „Bibliotheken als ‚community hubs‘, davon würden wir auch hierzulande profitieren“, ist die Bibliothekarin überzeugt. Mit Lesungen, öffentlichen Diskussionen und multimedialen Angeboten könnten sie so zu Diskursräumen und Bildungsorten werden.

Engelkenmeier kritisierte, es gebe in Deutschland zu wenig schulbibliothekarische Angebote, gerade in Grundschulen. Diese brauche es, um Kinder ans Lesen heranzuführen und ihre Fähigkeiten auszubauen und zu fördern. Ein gutes Modell seien etwa Bibliotheken, deren Angebot sich zugleich an die Schule und den Stadtteil richte. „Eine Kernkompetenz von Bibliothekarinnen ist die Förderung von Sprach-, Lese-, Informations- und Medienkompetenz. Dies gilt es in außerschulischen Kontexten wahrzunehmen“, betonte Engelkenmeier.

IGLU-Studie offenbart abnehmende Lesekompetenz

Die laut jüngster IGLU-Studie abnehmende Lesekompetenz unter Grundschülern erfülle sie mit Sorge, sagte sie. „Kinder mit Leseschwächen, insbesondere mit Schwierigkeiten beim sinnentnehmenden Lesen, können Informationen aus Texten schlechter aufnehmen, was sich dann in den höheren Klassen noch negativer auswirke.“

Ausschlaggebend für die Fehlentwicklung sei indes nicht, dass bewegte Bilder infolge der Digitalisierung Texten Konkurrenz machten. „Es kommt auf die richtige, altersgerechte Nutzung der Medien an.“ Zuweilen seien Videos das geeignetere Medium, je nach Lerntyp und Art des Wissens. „Wenn ich wissen will, wie man einen Motorblock zerlegt, hilft mir ein Film schneller weiter.“