Die Landesbibliothek Coburg stellt am 12. März die restituierte Sammlung des jüdischen Arztes Moritz Cramer (1877-1942) der Öffentlichkeit vor. Die Werke aus dem Bestand der Landesbibliothek Coburg wurden im vergangenen Jahr durch einen externen Hinweis als NS-Raubgut identifiziert, teilte die Bibliothek am Mittwoch mit. Sie seien anschließend der Großnichte von Moritz Cramer, Melanie Gelber, zurückgegeben worden. Diese wiederum habe die Sammlung der Landesbibliothek zum Kauf angeboten, damit sie an ihrem ursprünglichen Entstehungsort Coburg verbleiben kann.
Bei der Präsentation um 18.15 Uhr im Andromedasaal des Schlosses Ehrenburg werde das Verfahren der Restitution beschrieben sowie die Biografie von Moritz Cramer und seine facettenreiche Teilbibliothek im Original vorgestellt, hieß es weiter. Neben Gaby Schuller, die der Bibliothek den entscheidenden Hinweis auf das NS-Raubgut gab, nehmen Isolde Kalter, Diplom-Bibliothekarin, und Sascha Salatowsky, Direktor der Landesbibliothek, teil.
Bei den restituierten Werken handelt es sich um 89 Titel in 108 Bänden aus der Zeit zwischen dem 16. und dem 20. Jahrhundert. Neben den größeren Beständen zu Medizin und Psychologie sowie Religion und Theologie umfasst die Sammlung auch Schriften zur Philologie, Literatur und Philosophie. Zur Sammlung gehören auch mehrere wertvolle Bibelausgaben. Es gibt Bücher in deutscher, lateinischer, französischer, hebräischer, englischer und gälischer Sprache.
Moritz Cramer hieß mit Vornamen eigentlich Moses und kam aus einer jüdischen Familie aus Gleicherwiesen im damaligen Herzogtum Sachsen-Meiningen. Ab 1905 war er nach seinem Medizinstudium und seiner Doktorarbeit als Hals-Nasen-Ohren- und später als Nervenarzt in Coburg tätig. Er sei kulturinteressiert gewesen und habe der Stadt Coburg „immer wieder“ Kunstobjekte vermacht. Auch nach der NS-Machtergreifung blieb er in Coburg. Am 27. November 1941 sei Cramer zusammen mit weiteren Coburger Juden im ersten „Todeszug“ nach Riga deportiert worden.
Sein Besitz wurde damals vom NS-Staat beschlagnahmt – darunter auch die ungefähr 1.200 Bände seiner Bibliothek. Ein Teil der Bücher wurde von den Nationalsozialisten vernichtet, ein anderer Teil verkauft – nur ein geringer Teil sei in die damalige Coburger Landesbücherei gekommen. Dank einer in der Gedenkstätte Yad Vashem aufgefundenen Liste der Coburger Landesstiftung, zu der die Bücherei damals gehörte, konnten die Bücher identifiziert werden.
Die Landesbibliothek Coburg gehört zu den zehn regionalen Staatlichen Bibliotheken in Bayern und ist der Bayerischen Staatsbibliothek München als zuständiger Mittelbehörde nachgeordnet. (0789/05.03.2025)