Bibelfliesen: Typisch friesisch, echt biblisch

Der Pastor Kurt Perrey aus Emsdetten ist fasziniert von Bibelfliesen. „Es gibt keine andere Kunstgattung mit so vielen biblischen Motiven“, schwärmt er. In Niedersachsen zeigt er sie jetzt.

Pastor Perrey steht vor einer Wand mit friesischen Fliesen
Pastor Perrey steht vor einer Wand mit friesischen FliesenPrivat

Vor 20 Jahren bekam Kurt Perrey anlässlich des Jahres der Bibel einen Auftrag: „Machen Sie mal eine Ausstellung zu dem Thema ‚Typisch friesisch und echt biblisch‘.“ So erinnert sich der heute 80-jährige Theologe an den Beginn seiner Beschäftigung mit Bibelfliesen – Keramikfliesen mit biblischen Darstellungen, die aus den Niederlanden stammen und die auch in der deutschen Grenzregion in Bauernhäusern und Gaststätten zu finden sind.

Erstmals hatte Perrey in seiner Zeit als Pastor auf Juist solche Fliesen kennengelernt. „Wir haben zum Jahr der Bibel einen Aufruf gestartet und nach Fliesen als Leihgaben und Geschenken gefragt. 200 Bibelfliesen sind so zusammengekommen“, erzählt Perrey. Sie bilden die Basis für die Wanderausstellung „Mit Bilderfliesen durch die Bibel“, die demnächst zum 111. Mal in der St.-Petri-Kirche in Melle zu sehen ist. 96 Originalfliesen werden dort ab Mitte Januar präsentiert, die älteste von ihnen stammt aus dem Jahr 1670.

Damals verbreiteten sich christliche Darstellungen auf Fliesen in niederländischen Häusern. Die große Popularität der Bibelfliesen ist eine Reaktion auf das Bilderverbot in der reformierten Kirche. „Bibelfliesen sind Ikonen der Volksfrömmigkeit“, sagt Perrey, der heute als Rentner in Emsdetten lebt. „Es gibt keine andere Kunstgattung mit so vielen biblischen Motiven. Ich möchte alles dafür tun, dass dieses Kulturgut nicht verloren geht.“

600 Bibelstellen hat der Pastor schon zugeordnet

Nicht selten bekommt er Anfragen, was es mit den Abbildungen auf den Fliesen in Delfter Blau oder in einem bräunlich-violetten Farbton am Kachelofen, in der Küche oder im Flur auf sich hat. „Die biblischen Motive werden als solche oft nicht erkannt. Nur selten sind die Textstellen aus der Bibel auf den Kacheln angegeben. Ich muss selber oft nachschlagen, um herauszubekommen, was eine bestimmte Szene bedeutet. Umso mehr freue ich mich, wenn ich weiterhelfen kann.“

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Bestimmte Motive tauchen immer wieder auf – so beispielsweise Jesus bei den Schwestern Maria und Martha oder Simson, der den Löwen zerreißt. „Solche Action-Motive waren beliebt“, berichtet Perrey. Bis heute hat er 600 Textstellen aus der Bibel ausfindig gemacht, auf die sich die Bibelfliesen beziehen – diese Fliesen sind auch in der vom Verlag Risius aus Weener herausgegebenen Fliesenbibel abgebildet.

Perrey weiß, dass es vor allem in den Niederlanden viele Sammler von handgefertigten Fliesen gibt, die nicht wenig Geld für Unikate zahlen, nicht nur für Bibelfliesen. Für Perrey ist die Beschäftigung mit ihnen ein wichtiges Hobby, dem er in der ökumenischen Arbeitsgemeinschaft Bibelfliesen Münsterland und dem Norder Bibelfliesenteam gemeinsam mit weiteren Fliesenfreunden nachgeht. Seine Leidenschaft dafür erklärt er so: „Bei unseren Ausstellungen kommen wir immer wieder mit Menschen ins Gespräch, die durch die Fliesenbibeln auf die Botschaft der Motive aufmerksam werden. Wir legen auch immer Bibeln aus, damit Interessierte die jeweilige Textstelle nachschlagen können. Das wird gerne angenommen.“

In katholischen Ländern wie Spanien gibt es laut Perrey oft Kirchen mit Fliesen, auf denen Heilige abgebildet werden. Diese Fliesen sind größer als die niederländischen im Format 13 mal 13 Zentimeter. Heiligenfiguren findet man auf diesen Fliesen – nur Jesus wird mit einem Heiligenschein dargestellt.

Von 17. Januar bis 20. März 2024 in St. Petri Melle nach dem Gottesdienst sowie Mi und Sa, 10.30-12.30 Uhr. Dauerhaft lassen sich Bibelfliesen im Teemuseum Norden und in der Ludgerikirche in Norden bestaunen.