Biafra: Was damals geschah

Am 30. Mai 1967 rief Chukwuemeka Odumegwu Ojukwu, Militärgouverneur der nigerianischen Ostregion, die Republik Biafra aus. Es war der Beginn eines zweieinhalbjährigen Bürgerkriegs mit mehreren Millionen Toten.
Der Proklamation Biafras, jener Region im Südosten Nigerias, in der vorwiegend Igbos leben, waren im Jahr zuvor zwei Staatsstreiche vorausgegangen. Beim ersten im Januar 1966 wurde der nigerianische Ministerpräsident Abubakar Tafawa Balewa ermordet und Präsident Nnamdi Azikiwe zum Rücktritt gezwungen. Dafür verantwortlich gemacht wurden hauptsächlich Offiziere aus dem Südosten.
Nachfolger Johnson Aguiyi-Ironsi starb sechs Monate später ebenfalls bei einem Putsch, an dem vorwiegend Soldaten aus dem Norden beteiligt waren. Staatschef wurde mit Yakubu Gowon ein Christ, der aber im muslimisch geprägten Norden groß geworden war. Parallel zu den Staatsstreichen kam es zu mehreren Pogromen gegen die im Norden lebenden Igbos; bis zu 50 000 Menschen sollen dabei ermordet worden sein. Die Überlebenden flohen in den Südosten. Dort fanden daraufhin Gegenangriffe auf die Haussa statt.
Als Gowon im Mai 1967 die drei Regionen in zwölf Bundesstaaten umwandelte, erklärte Militärgouverneur Ojukwu den Südosten für unabhängig. Ein Grund dafür war die Sorge, die Kontrolle über das elf Jahre zuvor entdeckte Öl zu verlieren, das weiter südlich gefunden wurde. Am 6. Juli begann der Bürgerkrieg.
Biafra war der nigerianischen Armee bald militärisch unterlegen. Die Wirtschaft kam zum Stillstand; die Region wurde nach und nach ausgehungert. Bis Kriegsende am 15. Januar 1970 starben verschiedenen Quellen zufolge zwischen 500 000 und zwei Millionen Menschen. Der Krieg ohne Sieger und Besiegte ist bis heute nicht aufgearbeitet. KNA