Nüchterne Zahlen und trockene Statistiken? Von wegen: Gerade Daten zur Bevölkerungsentwicklung sind wichtig für die Ausstattung von Gesundheitssystemen. Fehlen diese, kann das gravierende Folgen haben.
Massive Kürzungen bei der Entwicklungshilfe haben nach Einschätzung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) auch einen Einfluss auf die Datenerhebung zur Bevölkerungsentwicklung. “Ohne belastbare Daten ist die Bevölkerungsforschung blind”, kritisierte Andreas Backhaus vom BiB anlässlich des Weltbevölkerungstags am 11. Juli. Fehlten Daten, könnten zukünftige Bedarfe in Gesundheitssystemen nicht ermittelt werden.
Aufgrund starker Einsparungen bei der US-amerikanischen Entwicklungsbehörde USAID wurde das “Demographic and Health Survey” (DHS) Anfang das Jahres eingestellt. Laut BiB war es bisher die wichtigste Datenquelle zur Berechnung von Kinder- und Müttersterblichkeit. “Seit vier Jahrzehnten ist das DHS-Programm ein Eckpfeiler der globalen Bevölkerungs- und Gesundheitsstatistik”, so Backhaus. Der Wegfall bedrohe vor allem die Gesundheitsversorgung in Ländern mit niedrigem Einkommen.
Auch sei die Gesundheitsforschung oft eng mit der Gesundheitsversorgung verknüpft. “Viele Langzeitstudien bieten Teilnehmenden kostenfreie Gesundheitsleistungen wie Schwangerschaftsvorsorge oder HIV-Tests an”, so Angela Bähr, Vorständin Programme der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung. “Fällt die Datenerhebung weg, geht damit auch oft diese Versorgung verloren.”
Bär forderte deshalb, eine unabhängige Forschung und groß angelegte Datenerhebungen verlässlich zu fördern. “Nur so kann es weiterhin evidenzbasierte Maßnahmen geben, die eine zentrale Voraussetzung sind, um die gemeinsamen Ziele der Agenda 2030 zu erreichen.”
Der Weltbevölkerungstag wird alljährlich am 11. Juli begangen. Grund dafür: An diesem Tag im Jahr 1987 erreichte die Weltbevölkerung Hochrechnungen zufolge erstmals die Fünf-Milliarden-Marke. Im November 2022 wurde die Marke von acht Milliarden Menschen überschritten.