Betroffene von Missbrauch in evangelischer Kirche vernetzen sich

Mit der Aufarbeitung von Missbrauch tat sich die evangelische Kirche lange schwer. Doch langsam bewegt sich etwas. Betroffene aus Niedersachsen und Bremen haben sich erstmals offiziell zu einem Austausch getroffen.

Erstmals haben sich Betroffene von sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und der Diakonie in Niedersachsen und Bremen zu einem gemeinsamen Forum getroffen. An der Veranstaltung in Hannover nahmen über 30 Menschen teil, wie die Leiterin der Geschäftsstelle der Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommission, Ute Dorczok, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte. Die Aufarbeitungskommission ist noch im Aufbau.

Das Treffen sei ein erster Schritt gewesen zur Besetzung der Kommission mit Betroffenenvertretern, so Dorczok. Mehrere Teilnehmer hätten Interesse an einer Mitarbeit signalisiert. Weitere Inhalte würden nicht bekanntgegeben, da die Veranstaltung bewusst in einem geschützten Rahmen stattgefunden habe.

Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und Diakonie hatten im Dezember mit der Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung vereinbart, neun Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommissionen einzurichten. Sie können etwa Aufarbeitungsstudien für ihren Bereich in Auftrag geben. Eine davon soll die Aufarbeitungskommission Niedersachsen/Bremen werden.

Diese Kommission soll voraussichtlich aus neun Personen bestehen, darunter zwei Betroffene, von der Landesregierung entsandte Experten und Vertreter von Diakonie und Kirche. Laut Dorczok ist Ende Oktober oder Anfang November ein Workshop geplant, bei dem die Betroffenenvertretung für die Kommission gebildet werden soll.

In der evangelischen Landeskirche Hannovers hatte es zuletzt Kritik Betroffener an Landesbischof Ralf Meister gegeben, er nehme das Thema sexualisierte Gewalt nicht ernst. Vier Betroffene hatten vor dem Start der Landessynode im Juni seinen Rücktritt gefordert. Meister hatte daraufhin einen Kulturwandel seiner Kirche im Umgang mit sexualisierter Gewalt angekündigt.