Betroffene Kracht: Opfer brauchen höhere Entschädigung

Die Betroffene Katharina Kracht dringt auf höhere Entschädigungszahlungen für Missbrauchsopfer aus der evangelischen Kirche. Die finanziellen Leistungen müssten sehr viel höher sein als bislang bekannt, sagte Kracht am Donnerstag im Deutschlandfunk. Derzeit sieht die Musterordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vor, dass grundsätzlich mindestens 5.000 Euro und maximal 50.000 Euro gezahlt werden sollen.

Kracht äußerte sich anlässlich der Vorstellung einer bundesweiten Missbrauchsstudie, die sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche und der Diakonie untersucht, am Donnerstag in Hannover. Kracht wurde nach eigenen Angaben von einem verheirateten Pfarrer als Jugendliche missbraucht.

Sie kritisierte, Opfer in der evangelischen Kirche liefen häufig gegen „Gummiwände“. Es werde der Eindruck vermittelt, dass man sich kümmere, dann passiere aber nichts. Stattdessen sei lange Zeit mit dem Finger auf die katholische Kirche gezeigt worden und auf den Zölibat – die verpflichtende Ehelosigkeit der Geistlichen – verwiesen worden, den es in der evangelischen Kirche nicht gebe.

Sie verwies auch auf das Pfarrhaus als Tatort. Eine Pfarrfamilie habe häufig eine „wunderbar ablenkende Schutzfunktion“. Wenn die Pfarrersfrau zusammen mit den Kinder in der Kirche sitze und ihrem Mann auf der Kanzel zuhöre, sei die Hemmschwelle, sich kritisch zu äußern, für viele Betroffene groß.