Bethlehem vor traurigen Kriegs-Weihnachten

Normalerweise würde der Geburtsort Jesu jetzt aus allen Nähten platzen. Doch der Nahost-Krieg setzt auch Bethlehem massiv zu. Trotzdem soll es auch in diesem Jahr dort Weihnachten werden – irgendwie.

Bethlehem, in normalen Jahren zur Weihnachtszeit ein Schmelztiegel für Besucher aus aller Welt, steht diesmal vor einem traurigen und einsamen Fest. Die Straßen um die Geburtskirche, wo nach der Tradition vor über 2.000 Jahren Jesus Christus in einer Krippe geboren wurde, sind so gut wie leer. Wegen des Nahost-Kriegs sind aufgrund internationaler Reisewarnungen kaum ausländische Gäste im Heiligen Land.

Zudem ist seit dem Massaker der radikalislamischen Hamas vom 7. Oktober der Zugang von Jerusalem ins zehn Kilometer entfernte Bethlehem praktisch abgeriegelt. In der Folge ist die soziale und wirtschaftliche Lage in der 30.000-Einwohner-Stadt äußerst angespannt, viele Menschen sind arbeitslos und ohne Einkommen, da Israel derzeit keine palästinensischen Arbeitskräfte einreisen lässt, und da die Stadt keinerlei Einnahmen aus dem sonst üppigen Weihnachtsgeschäft hat.

Die Kirchen haben ihre Weihnachtsgottesdienste trotz starker Einwände nicht abgesagt, verzichten aber auf alle äußeren Feierlichkeiten. So wird das Oberhaupt der katholischen Christen im Heiligen Land, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, der bereits seinen traditionellen Vorweihnachtsbesuch in Gaza absagen musste, am Mittag des Heiligabend gemäß dem „Status quo“ von Jerusalem nach Bethlehem fahren. Dort begibt sich der Lateinische Patriarch von Jerusalem zur Geburtskirche, aber ohne die sonst übliche Musik und Trommlerchöre.

Um 23.30 Uhr feiert der Kardinal die Christmette in der zum Gebäudekomplex der Geburtskirche gehörenden katholischen Katharinenkirche. Dafür werden erstmals und ausnahmsweise nicht die üblichen 1.300 Eintrittskarten ausgegeben, um die es stets ein heftiges Ringen gab. Jeder könne unangemeldet kommen und frei seinen Platz wählen, teilte das „Christian Information Center“ der Franziskaner mit. Dafür will Israel für bestimmte Stunden den Checkpoint am Rahel-Grab nach Bethlehem zur Einreise und Ausreise mit Auto oder Bus öffnen.