Bestsellerautorin Bockwyt: Woke Bewegung kann toxisch wirken

Die Psychologin Esther Bockwyt ist mit ihrem Buch „Woke“ in die „Spiegel“-Bestseller-Liste gelangt. Sie erkennt in der gleichnamigen Bewegung richtige Anliegen, vermisst aber den Realitätsbezug.

Die Psychologin Esther Bockwyt sieht in der sogenannten woken Bewegung toxische psychologische Muster am Werk. „Wer so aggressiv kämpft, der hat in der Regel andere Probleme, die er einfach nur in den politischen, ideologischen Bereich verschiebt“, sagte die 39-Jährige am Freitag dem „Nordkurier“ (Neubrandenburg). Es habe zwar jeder Mensch gewisse narzisstische, depressive und zwanghafte Tendenzen, aber es komme darauf an, wie ausgeprägt diese Tendenzen seien: „Die Dosis macht das Gift. Und bei manchen woken Menschen ist diese Dosis so hoch, dass sie toxisch wirkt.“

Dabei kritisiert Bockwyt, die mit ihrem Buch „Woke. Psychologie eines Kulturkampfs“ in die „Spiegel“-Bestseller-Liste gelangt ist, nicht die positiven Anliegen der woken Bewegung. Gegenüber rassistischen und sexistischen Diskriminierungen wachsam zu sein, sei für sich genommen gut und richtig. Die woke Bewegung, so Bockwyt, gehe aber davon aus, dass die westlichen Gesellschaften rassistisch und diskriminierend konstituiert seien. „Das ist eine Vorstellung, die nicht mit der Realität korrespondiert.“

Der Begriff „Woke“ oder „Wokeness“ heißt übersetzt „aufgewacht“ oder „Wachsamkeit“. Bereits Mitte des 20. Jahrhunderts diente er Afroamerikanern dazu, die eigene Sensibilität gegenüber Rassismus und sozialer Ungerechtigkeit in den Vereinigten Staaten zu kultivieren. Durch die Black-Lives-Matter-Bewegung und die Sozialen Medien erlebte er seit den 2010er Jahren eine Renaissance weit über die USA hinaus. Er steht heute kennzeichnend für eine globale Bewegung.