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Bestsellerautor Kaminer: Besuche jährlich bis zu 150 deutsche Städte

“Russendisko” war ein Bestseller von ihm. Doch Wladimir Kaminers Buch über den Schrebergarten verkaufte sich noch besser. Warum dort die deutsche Seele zu Hause ist und Brauchtum für die Menschen wichtig ist.

Wladimir Kaminer (58), deutsch-russischer Bestsellerautor, dürfte Deutschland und seine Menschen wie kaum ein anderer kennen. “Ich besuche jährlich 120 bis 150 Städte. Und das seit 25 Jahren! Und immer wieder kommen neue dazu”, sagte Kaminer der “Nürnberger Zeitung” (Donnerstag). Für seine Bücher und Dokumentarfilme lerne er nicht nur die Orte kennen, sondern komme vor allem auch mit den Menschen ins Gespräch.

Sein Buch “Russendisko” war laut Kaminer zwar ein großer Erfolg, aber “Mein Leben im Schrebergarten” habe sich noch besser verkauft. “Und da ist wahrscheinlich die deutsche Seele zu Hause: In einem kleinen, ordentlichen Garten, wo keine Regierung, sondern eine einheimische Prüfungskommission das Sagen hat.” Sein neues, satirisches Werk trägt den Titel “Das geheime Leben der Deutschen”.

Eine Erklärung dafür, dass die Leute an Traditionen hängen und etwa das Tragen von Dirndl und Lederhosen seit Jahren eine Renaissance erlebe, hat der Autor gleichfalls. Auf jeden technologischen Sprung folge eine große Lebensveränderung, gibt er zu bedenken. “Seit der Entstehung der digitalen Welt rasen wir mit einer unglaublichen Geschwindigkeit in die Zukunft. Das geht viel zu schnell für die Menschen. Sie können ja nicht fliegen, sie brauchen schon Boden unter den Füßen.” Deswegen suchten sich die Leute immer etwas, an dem sie sich festhalten könnten: “Und wenn das Lederhosen sind.”