Beruhigend: Es geht weiter

Die evangelische Kirchengemeinde in Hüsten blickt auf eine lange Ökumene-Geschichte zurück. Zunächst aus der Not geboren – im katholischen Sauerland sind wir seit der Gegenreformation immer in der Minderheit gewesen –, hat sich ein sehr gutes, geschwisterliches Verhältnis zur katholischen Petrus-Gemeinde entwickelt, das über normale nachbarschaftliche Beziehungen weit hinausgeht.
Seit dem ökumenischen Kirchentag in München 2010 gibt es einen ökumenischen Arbeitskreis, der sich regelmäßig trifft. Er wirkt bei den ökumenischen Veranstaltungen mit, unter anderem beim monatlichen ökumenischen Nachtgebet, das im Wechsel in der evangelischen oder katholischen Kirche stattfindet, ökumenischen  Gottesdiensten wie zum Beispiel am Buß- und Bettag oder Andachten, wie dem „Hüstener Advent“ auf dem Marktplatz. Außerdem finden regelmäßig ökumenische Bibelwochen und Kinderbibeltage statt und alle zwei Jahre die gemeinsame Nacht der Offenen Kirchen. In zwei Ortsteilen dürfen wir alle zwei Wochen katholische Einrichtungen für unsere Gottesdienste nutzen. Die Pfarrer beider Gemeinden kommen regelmäßig zum Gespräch zusammen.
Seit vielen Jahren treffen sich das Presbyterium und die katholischen Gremien Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand jährlich zu einem gemeinsamen Nachmittag und Abend. Früher gingen die Einladungen „reihum“ über die Dörfer, seit der Zusammenlegung der Pastoralverbünde 2013 wechseln wir uns ab, da unsere beiden Gemeinden jetzt die gleiche geographische Fläche haben.
Ein ökumenischer Höhepunkt war im letzten Herbst die gemeinsame Gemeindefahrt zu den Lutherstätten in Thüringen und Sachsen. Da der katholische Pfarrer, der maßgeblich am Aufbau der guten Beziehungen beteiligt war, Hüsten im Sommer verlassen hatte, war die bange Frage – und nicht nur auf evangelischer Seite: Was kommt jetzt? Geht es so weiter? Oder fallen wir zurück in Trennung? Doch die Bedenken erwiesen sich zum Glück als unnötig. Der „Neue“ hatte seinen Dienst noch nicht angetreten, als er bestätigte, bei der ökumenischen Fahrt den Platz seines Vorgängers zu übernehmen, und schon bei seiner Einführung waren alle beruhigt: Es geht weiter! Während der Fahrt gab es viel Gelegenheit, sich näher kennenzulernen.
Ein katholischer Pfarrer sagte kürzlich auf unserer Kanzel sinngemäß: Wenn beide denselben Vater haben, dann sind das Geschwister. Geschwister besuchen sich gerne. Wir besuchen uns gegenseitig im Gottesdienst und fühlen uns wohl dabei, in beiden Kirchen.
Selbstverständlich werden wir das Reformationsjubiläum gemeinsam feiern. Der Ökumenische Arbeitskreis unterstützt das Presbyterium bei der Planung, und wir freuen uns gemeinsam darauf.

Beate Ullrich, Arnsberg