Die Kommunen in Hessen haben nach Angaben der Bertelsmann-Stiftung im vergangenen Jahr das höchste Defizit seit Gründung der Bundesrepublik verzeichnet. Die Ausgaben überstiegen die Einnahmen um drei Milliarden Euro, heißt es in dem am Mittwoch in Gütersloh veröffentlichten „Kommunalen Finanzreport 2025“. Mehr als zwei Drittel der Gemeinden hätten den Haushalt im vergangenen Jahr mit einem Minus abgeschlossen. Unter den Bundesländern sei das kommunale Defizit je Einwohner in Hessen am höchsten ausgefallen.
Während die hessischen Kommunen nach dem Bericht zwischen 2016 und 2022 Überschüsse erzielten, habe es 2023 ein Minus gegeben, das sich 2024 verdreifacht habe. Ursache seien einerseits stagnierende Steuereinnahmen wegen der lahmenden Konjunktur, andererseits stark wachsende Ausgaben. Die Personalausgaben seien in zehn Jahren um rund 80 Prozent gestiegen, die Sachausgaben aufgrund der Inflation in zwei Jahren um ein Drittel. Auch die Sozialausgaben in Hessen hätten in zwei Jahren um fast ein Viertel auf 8,2 Milliarden Euro im vergangenen Jahr zugenommen.
Die Kommunen seien nicht in der Lage, für den Klimaschutz zusätzlich umfangreich in die Infrastruktur zu investieren, warnte die Bertelsmann-Stiftung. Dazu brauche es neue Ansätze wie etwa ein Bund-Länder-Sondervermögen oder einen privat-öffentlichen Transformationsfonds. Darüber hinaus brauche es Strukturreformen und eine höhere Kostenbeteiligung des Bundes, um die dauerhafte Unterfinanzierung der Kommunen zu beheben.
Der alle zwei Jahre veröffentlichte „Kommunale Finanzreport“ der Bertelsmann-Stiftung basiert den Angaben nach auf den aktuellen amtlichen Finanzstatistiken. Erarbeitet wurde der Finanzreport 2025 in Kooperation mit der Technischen Hochschule Wildau und dem Deutschen Institut für Urbanistik in Berlin.