US-Regisseur Todd Haynes blickt kritisch auf die Entwicklung der US-Gesellschaft. Die Menschen seien schlecht auf Trumps zweite Amtszeit vorbereitet, sagt der Jury-Präsident der Berlinale. Er hat aber noch Hoffnung.
Der Jury-Präsident der 75. Berlinale, US-Regisseur Todd Haynes, hat vor den möglichen Folgen der zweiten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump für Gesellschaft und Kultur gewarnt. Die US-Gesellschaft würde sich “tragischerweise mittlerweile rückwärts” bewegen – trotz vieler Kämpfe für Feminismus, Bürgerrechte, die queere Community und Transmenschen, sagte Haynes (64, “Dem Himmel so fern”, “I’m not there”) dem 3sat-Magazin “Kulturzeit” (Mittwoch).
Angesichts des erneuten Wahlsiegs von Trump stünden vielerorts die Menschen in den USA “noch komplett unter Schock”, so der Regisseur. Gleichwohl würden Veränderungen bereits jetzt in nie zuvor erlebter Weise Form annehmen. Haynes verwies darauf, dass es hart sei, aus historischen Beispielen zu lernen, “wie unvorbereitet eine Kultur manchmal sein kann auf radikale, repressive Bewegungen – wie immer wir sie nennen wollen: faschistisch, autokratisch”.
Da zum menschlichen Selbsterhaltungstrieb Realitätsleugnung zähle, seien die US-Amerikaner schlecht vorbereitet und wüssten nicht, wie sie auf diese Entwicklungen angemessen reagieren sollten, meinte Haynes. Er warnte: “Manchmal ist es dann auch zu spät: Blicken wir auf die europäische Geschichte und besonders in die Mitte des 20. Jahrhunderts als gravierendes Beispiel.” Er hoffe jedoch, dass die herausfordernden Zeiten kreative Antworten beflügelten.
Die Jubiläumsausgabe der Berlinale startet am Donnerstagabend und läuft bis zum 23. Februar. Die Internationale Jury um Haynes entscheidet über die Vergabe des Goldenen und der Silbernen Bären für die besten Filme und die besten filmischen Leistungen.