Berlinale-Chef stellt sich vor umstrittene Filmschaffende

Der scheidende künstlerische Berlinale-Chef Carlo Chatrian hat sich nach der umstrittenen Preisgala der Filmfestspiele hinter die kritisierten Filmschaffenden gestellt. „Unabhängig von unseren eigenen politischen Ansichten und Überzeugungen sollten wir alle bedenken, dass die Meinungsfreiheit ein entscheidender Teil davon ist, was Demokratie ausmacht“, schreiben Chatrian und Berlinale-Programmchef Mark Peranson am Samstag auf Instagram und der Plattform X (vormals Twitter).

Sie erinnern sowohl an das Leid der israelischen Geiseln durch die Hamas als auch an die Menschen in Gaza, deren Leben in Gefahr seien und fordern die Freilassung der Geiseln. „Das Trauern um Menschen auf der einen Seite bedeutet nicht, dass wir nicht auch um den Verlust aller anderen trauern“, schreiben sie: „Das Gegenteil zu behaupten, ist einfach unehrlich, beschämend und polarisierend.“

Die Berlinale-Preisgala sei auf so heftige Weise angegangen worden, dass einige Menschen nun ihr Leben bedroht sähen. Das sei inakzeptabel. Beide hofften, dass die Berlinale ein „Fenster der freien Welt“ und ein Ort bleibe, zu dem jeder internationale Gast kommen könne, ohne dass seine politischen Ansichten überprüft werden.

Bei der Berlinale-Preisverleihung am 24. Februar war es auf der Bühne zu israelfeindlichen Aussagen von Filmschaffenden gekommen. Sie warfen Israel einen „Genozid im Gazastreifen“ und „Apartheid“ vor. Der Terrorangriff der Hamas auf Israel mit 1.200 Toten blieb dagegen unerwähnt. Unter anderem Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hatte der Festivalleitung deshalb Versäumnisse vorgeworfen