Bergung von Weltkriegsmunition im Dethlinger Teich geht weiter

Die Bergung von hochbrisanter Weltkriegsmunition im Dethlinger Teich bei Munster in der Lüneburger Heide geht weiter. Obwohl seit vergangenem Oktober dort bereits rund 20.000 Kampfmittel gefunden wurden, darunter rund 400 Granaten und etwa 19.000 Zündladungen, werde dort noch viel mehr Munition, Bomben und Sprengstoff vermutet, teilte das niedersächsische Umweltministerium am Mittwoch in Hannover mit. Für die Sanierung des Dethlinger Teichs stehen bis Ende 2028 insgesamt 72 Millionen Euro zur Verfügung. Davon zahlt das Land 18,6 Millionen Euro. Den Rest übernimmt der Bund.

In der Kieselgur-Grube wurde den Angaben zufolge während und nach dem Zweiten Weltkrieg mehr als 100.000 hochgefährliche Giftgas- und Sprenggranaten der Wehrmacht entsorgt. Die Kampfmittel-Beseitiger hätten auch chemische Kampfstoffe der Wehrmacht und eine mehr als ein Meter große und 300 Kilogramm schwere Giftgasgranate aus italienischer Produktion entdeckt.

Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) sicherte den Verantwortlichen am Mittwoch bei einem Ortsbesuch die Unterstützung des Landes bei der Sanierung „des giftigsten Lochs der Welt“ zu: „Die schwerwiegenden Altlasten der deutschen Wehrmacht mit großen Teilen der Chemiewaffen, die vor Jahrzehnten zulasten einer ganzen Region und der Umwelt unachtsam in einen kleinen Teich geworfen wurden, gefährden jetzt Grundwasser und Anwohner. Sie müssen endlich aus der Welt geschafft werden.“

Untersuchungen des Grundwassers hatten eine massive Belastung mit Kampfstoff-Abbauprodukten ergeben. Bei der anschließenden Erkundung des Teichs zwischen September 2019 und April 2020 seien insgesamt 2.552 Stücke Kampfstoffmunition geborgen worden. In dem zehn bis zwölf Meter tiefen Teich werden noch mehr als 100.000 verschiedene Kampfmittel vermutet.

Für die Sanierungsarbeiten wurde eine große Schutzhalle über den Teich gebaut. Schicht für Schicht müsse der Boden abgetragen werden, um die dort gefundenen Kampfmittel zu entsorgen. Die Kampfmittel-Experten könnten jeweils nur für eine Stunde unter Vollschutz mit Schutzanzug und Atemschutzmaske arbeiten. Die geborgene Munition werde in einer nur wenige Kilometer entfernten bundeseigenen Spezialfirma vernichtet.