Bergholz: Eine Dorfkirche wie ein Schiff
Die Dorfkirche des Monats in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz steht in Bergholz im Kirchenkreis Potsdam-Mittelmark.
„Wie Schiffe im weiten Roggenmeer, so ankern hier Kirchen alt und schwer…“ – so beginnt der Maler Roger Loewig sein Gedicht „Nach langer Reise“ (1996). Viele der Dorfkirchen des Flämings hat er gezeichnet. Wieder und wieder hat er sie besucht, sich in die Atmosphäre ihrer Gegenwart hinein vertieft und sie studiert: nur wenige immer wiederkehrende Grundformen, wobei aber keine Kirche der anderen gleicht.
Auch die Dorfkirche in Bergholz bei Bad Belzig hat Roger Loewig gemalt und womöglich im Sinn gehabt, als ihm die letzten Zeilen des Gedichts aus der Feder flossen: „Vergessen zuletzt in gottlosen Zeiten / versinken sie leise, / jetzt ganz leer, / die Kirchen des Flämings, die wehrhaften, breiten, / wie Schiffe im weiten / Roggenmeer.“
Viele helfende Hände
Vergessen war die Kirche in Bergholz nie, ist doch die Verbundenheit der Dorfgemeinschaft zu „ihrer“ Kirche groß. Wenn nun das Dach der Kirche saniert werden muss, so ist es in Bergholz selbstverständlich, dass viele auch praktisch mithelfen. Soweit irgend möglich und mit dem Arbeitsschutz vereinbar, wollen die handwerklich versierten Bergholzer und Bergholzerinnen selbst Hand anlegen. Auch deshalb konnten die zu erwartenden Kosten für die Erneuerung des Hauptdaches mit etwa 35000 Euro vergleichsweise günstig gehalten werden. Die Dachsteine sind in die Jahre gekommen und halten der Nässe nicht mehr Stand, Notsicherung ist geboten. Das Dach der Apsis wurde aus Eigenmitteln bereits neu eingedeckt. Weitere Mittel der Kirchengemeinde, aber auch Unterstützung durch den Landkreis und den Förderkreis Alte Kirchen, sind zugesagt.
Nicht nur der Künstler Roger Loewig vor 30 Jahren, sondern auch heutige Gottesdienstbesucher oder Touristen, die zu Fuß oder per Fahrrad entlang mehrerer Wanderwegen in Bergholz vorbei kommen, lassen sich gern faszinieren von der archetypischen Bergholzer Dorfkirche: Von der halbrunden Apsis über den Chorraum und den Kirchsaal bis zum mächtigen Turm erhebt sie sich und hat den für Feldsteinkirchen im Fläming typischen mehrteiligen Aufbau.
Schutz und Rückzug
Ihre Geschichte reicht bis in das 13. Jahrhundert zurück. In mehreren Etappen wurde gebaut und umgebaut. Kleine dunkle Öffnungen im massiven Turm und die fensterlose Westwand mit ihren starken Strebepfeilern zeugen davon, dass die Kirche den Menschen in Bergholz einst auch Schutz und Rückzug bot.
Die wichtigsten Stücke der Innenausstattung stammen aus der Zeit um 1700. Älter ist vermutlich nur der Taufstein. Altar und Kanzel sind barock gestaltet, die Orgel wurde 1865 gebaut. Die Glocke aus dem Jahr 1680, eine der kleinsten in der Region, trägt die Inschrift „Verbum Dei manet in aeternum“ – das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit.
Auch die Feuerwehr nutzt die Kirche
Damit auch die Dorfkirche selbst noch lange Zeit steht, muss das Dach nun erneuert werden. Die Menschen in Bergholz rechnen fest damit, ihre Kirche weiter nutzen zu können. Dabei hat auch der moderne kleine Gemeinderaum im Inneren der Kirche seinen Anteil, der beheizbar ist und ganzjährig Versammlungen beherbergen kann. Er wird sowohl von der kirchlichen als auch von der kommunalen Gemeinde genutzt, etwa von der Freiwilligen Feuerwehr. Eine Initiativgruppe aus dem Ort arbeitet daran, das Kirchengebäude als „literarische Kirche“ zu entwickeln, in der eine Lesestube für Bücher mit orts- und regionalgeschichtlichem Schwerpunkt eingerichtet werden soll. So fängt das Werk von Roger Loewig einerseits viel vom archaischen Charakter der Dorfkirche Bergholz ein. Andererseits ist gerade diese Kirche wahrlich keine, die ins „leise Versinken“ gegeben ist.
Spendenkonto:
Förderkreis Alte Kirchen Berlin-
Brandenburg e.V., Evangelische Bank
IBAN: DE94 5206 0410 0003 9113 90
Verwendungszweck: Dorfkirche Bergholz
Christiane Moldenhauer ist Pfarrerin in der Kirchengemeinde St. Marien Hoher Fläming Bad Belzig.