Menschenrechtler schlagen Alarm: Extremisten bedrohten die religiöse Vielfalt in Syrien. Gefährdet sind etwa Drusen, Christen und andere nicht-sunnitische Gruppen. Es gibt bereits viele Tote.
In Syrien drohen laut Beobachtern Völkermorde gegenüber religiösen Gruppen. “Wir dürfen nicht die Islamisten unterstützen, sondern die Demokratiebewegung und die Minderheiten”, sagte Kamal Sido, Nahost-Referent der Gesellschaft für bedrohte Völker, am Donnerstag vor Journalisten in Frankfurt. Er verwies auf die schwierige Situation für Drusen, Alawiten, Armenier und Kurden sowie Christen, Jesiden und weitere Gruppen. Bei Kämpfen wurden zuletzt mehrere Hundert Drusen getötet. Besonders umkämpft sind dabei Gebiete um Suweida im Südwesten des Landes.
“Was die Drusen in den letzten Tagen und Wochen erlebt haben, ist faktisch ein Genozid”, erklärte Maher Tyfour, der selbst Druse ist. Diese führten nun einen Verteidigungskrieg. Tyfour sieht in den Auseinandersetzungen den Versuch, die drusische Bevölkerung in Syrien mit Waffengewalt zur Akzeptanz der neuen Machthaber zu bringen. Er berichtete von etwa 30 in Brand gesetzten Dörfern und von Leichen auf den Straßen. Suweida sei von allen Seiten belagert, es gebe keinen Strom für Trinkwassergewinnung und die Kommunikation.
Laut dem Vorstandssprecher der deutschen Sektion der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, Valerio Krüger, droht aktuell in Syrien ein Völkermord an den Alawiten und Drusen sowie an den Christen im Land. “Syrien ist nie ein Land nur einer Religion gewesen. Die Bevölkerungsgruppen haben sich nie als Minderheiten gesehen, sondern als Syrerinnen und Syrer, die trotz unterschiedlicher Religionen miteinander leben.” Nach Massakern an den Alawiten im Westen des Landes fänden nun Massaker an der drusischen Gemeinschaft statt.
Dort lebten auch christliche Gemeinschaften. Krüger nennt als Ziel der Machthaber eine Zwangsislamisierung der Menschen, die sunnitischen Extremisten zurückhaltend gegenüberstünden. Es gehe um das “Auslöschen von Menschen mit einer anderen Religion, wenn sie nicht konvertieren”. Zudem herrsche eine totalitäre Ideologie, die eine religiöse Gleichschaltung der Gesellschaft anstrebe.
“Für uns Christen ist Syrien unsere Urheimat, aber immer mehr Christen verlassen das Land” sagte der Vorsitzende der “Orientalischen Christen in Marburg”, Ramzi Aljat. Sie hätten nur dann vor Ort eine Zukunft, wenn ein demokratisches System eingeführt würde, in dem eine Trennung zwischen Staat und Religion erfolge.
Dies sei unter der neuen Regierung nicht zu erwarten. Diese wollten Nicht-Sunniten zwingen, nach den Regeln radikaler Islamisten zu leben. Gemeinsam fordern die Beobachter daher Deutschland und Europa zu raschem Handeln auf.