Benin-Bronzen: Goethe-Institut fordert mehr Kolonialismus-Aufarbeitung

Die Rückgabe der Benin-Bronzen an Nigeria sorgt für viel Diskussion. Für die Präsidentin des Goethe-Instituts ist das erst der Anfang. Sie vergleicht die Situation mit der Aufarbeitung der NS-Zeit.

Im Dezember 2022 übergab Außenministerin Baerbock die Benin Bronzen in einer Zeremonie an den nigerianischen Außenminister
Im Dezember 2022 übergab Außenministerin Baerbock die Benin Bronzen in einer Zeremonie an den nigerianischen AußenministerImago / photothek

Die Präsidentin des Goethe-Instituts, Carola Lentz, sieht in der Rückgabe der Benin-Bronzen aus deutschen Museen nach Nigeria nur den Beginn eines langen Prozesses. „Ich denke, dass wir umfassend darüber nachdenken müssen, welche Spuren von Kolonialismus wir in unserer eigenen Gesellschaft finden“, sagte Lentz der Berliner Zeitung.

Initiativen wie „Decolonize Berlin“ und „Hamburg Postkolonial“ halte sie deshalb für wichtig. „Man sollte sich daran erinnern, dass auf sehr ähnliche Weise die Spuren von nationalsozialistischer Herrschaft und Gewalt in den jeweiligen Stadtbildern erst in den 80er Jahren herausgearbeitet worden sind“, sagte die Ethnologie-Professorin. Die institutionelle Aufarbeitung der NS-Zeit halte bis heute an, sagte Lentz.

Von britischen Truppen geraubt

Die Präsidentin des Goethe-Instituts äußerte sich nicht überrascht, dass Medienberichten zufolge der scheidende nigerianische Staatspräsident die im Dezember 2022 restituierten Benin-Bronzen dem Nachfolger der Könige von Benin überlassen will. Der politische Kontext, in dem eine solche Rückgabe erfolgt, sei sehr komplex. Staatliche Institutionen träfen auf traditionelle Herrschaftsformen.

Die Ende des 19. Jahrhunderts von britischen Truppen geraubten und später auch an deutsche Museen verkauften Benin-Bronzen sind bis zu 500 Jahre alte Skulpturen aus dem einstigen Königreich Benin im heutigen Nigeria. Die Gusstafeln, Gedenkköpfe sowie Tier- und Menschenfiguren aus dem Königspalast sind zum Synonym für koloniales Unrecht geworden.