Beliebte Hochzeitskirche feiert runden Geburtstag

Sie gilt als die schönste Hochzeitskirche der Hansestadt: Bis zu vier Paare lassen sich hier pro Tag trauen. Dafür gibt es Gründe.

St. Johannis ist als Hochzeitskirche beliebt
St. Johannis ist als Hochzeitskirche beliebtPrivat

Hamburg. Das genaue Alter des Geburtstagskindes ist ein Rätsel. In einem Dokument vom 11. Februar 1267 wird zum ersten Mal eine Kirche in Eppendorf erwähnt. Das Dorf gibt es da aber schon viel länger – und damit wahrscheinlich auch die Kirche. Folglich feiert die Gemeinde von St. Johannis in diesem Jahr 750. Geburtstag und eine Geschichte, die noch viel weiter zurückreicht.
Die Kirche an der Alster hat schon einiges hinter sich. Der Turm wurde vermutlich vermutlich nicht als Kirchen-, sondern als – damals noch runder – Wehrturm angelegt. Im Laufe der Jahre fielen schwedische, polnische und dänische Truppen über die Kirche her. Während der französischen Besatzung in Hamburg um 1800 diente sie als Lazarett. Zeitweilig war das Einzugsgebiet so groß, dass die Gemeindemitglieder bis zu zwölf Kilometer laufen mussten, wenn sie in den Gottesdienst wollten. Erst im 19. Jahrhundert wurde aus der Dorf- eine Großstadtkirche.1942 hätten Bomben sie fast vernichtet.
Heute steht die Kirche unter Denkmalschutz und ist vor allem als „Hochzeitskirche“ bekannt. Sonnabends geben sich dort die Paare buchstäblich die Klinke in die Hand. Manchmal finden am selben Tag vier Hochzeiten und eine Taufe statt, erzählt Pastor Georg Knauer von St. Johannis.

Dorfkirche mitten in der Stadt

So viele Paare zu trauen empfindet er nicht als Last, sondern als Privileg. „Die Hochzeiten sind eine tolle Gelegenheit, Menschen mit dem Thema Glaube in Kontakt zu bringen“, sagt er. Mit jedem Paar führt er ein zweistündiges Traugespräch. Schließlich sei St. Johannis eine Kirche – und nicht einfach nur ein schöner Feierort.
Ihre Beliebtheit bei Hochzeitspaaren verdankt St. Johannis jedoch ihrer Schönheit: „Die Kirche strahlt Geborgenheit aus“, sagt Georg Kanuer, „es ist eine Dorfkirche mitten in der Stadt.“ Weil sie schon so alt ist, lassen sich auch Familien hier trauen, die selbst nicht mehr in Hamburg leben, einmal zum Beispiel ein amerikanischer Hotelmanager aus Hawaii, der unbedingt dort heiraten wollte, wo sich schon seine Großeltern das Ja-Wort gegeben hatten. Auch die schöne Lage direkt an einem Ausläufer der Alster dürfte den Brautpaaren ihre Wahl erleichtern.
Häufig finden in der Kirche auch Konzerte statt. Die Gemeinde selbst hat eine reiche musikalische Tradition und hat eine Kantorei und ein Kammerorchester. „Die Gemeinde lebt sehr aus dem Gottesdient und aus dem Abendmahl heraus, das jeden Sonntag gefeiert wird“, sagt Georg Knauer. Damit die alte Kirche auch in Zukunft „ein Ort bleibt, an dem geglaubt wird“, wie Knauer sagt, investiere sie viel in die Kinder- und Jugendarbeit.

Bischöfin Fehrs kommt

Aus Anlass der 750. Jahrfeier hat die Gemeinde drei Festwochen geplant und über das Jubiläumsjahr verteilt. Die erste fand bereits im Februar statt, in den Monat, in dem auch die Urkunde ausgestellt wurde. Die nächste beginnt nun zu Pfingsten – dem Geburtstagsfest der gesamten Kirche.
Am Pfingstsonntag, 4. Juni, predigt Bischöfin Kirsten Fehrs in einem Festgottesdienst. Wer sich für die Geschichte der Kirche interessiert, kann am Donnerstag, 8. Juni, um 18 Uhr einen Vortrag mit dem Thema „750 Jahre St. Johannis“ der Theologin und Historikerin Veronika Janssen besuchen, die eine Chronik der Kirche geschrieben hat. Für eine Abendveranstaltung am Sonntag, 11. Juni, wird TV-Moderator und Autor Peter Hahne einen Vortrag über das Thema „Ohne Herkunft keine Zukunft“ halten. Bei beiden Veranstaltungen ist der Eintreitt frei. Die letzte Festwoche findet im November statt, bevor das Kirchenjahr endet.
Info
Der Festgottesdienst am Pfingstsonntag, 4. Juni, mit Bischöfin Kirsten Fehrs beginnt um 10 Uhr in St. Johannis, Ludolfstrasse 66. Kantorei und Kammerorchester St. Johannis gestalten den musikalischen Teil. Weitere Informationen zum Jahresprogramm gibt es hier.