Bekämpfung von Kinderarmut: AWO kritisiert Ressourcenverschwendung

Die Landesarbeitsgemeinschaft der AWO in Nordrhein-Westfalen kritisiert im Kampf gegen Kinderarmut die Verschwendung finanzieller Ressourcen. Viele Förderprogramme und Strukturen blieben wirkungslos oder erhielten keine Chance, ihre volle Wirkung zu entfalten, erklärte die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in NRW am Montag in Köln. In einem Positionspapier listet die Wohlfahrtsorganisation die aus ihrer Sicht zentralen Defizite in der Förderlandschaft wie beispielsweise unangemessene Befristungen oder verspätete Bewilligungen auf.

Michael Mommer, Geschäftsführer der AWO NRW, appellierte an die Landespolitik, mit der AWO in einen konstruktiven Dialog zu treten, um Kindern, die in Armut aufwachsen, mehr Perspektiven, Chancen und soziale Teilhabe zu ermöglichen. Viele Fördermaßnahmen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe seien zeitlich befristet, heißt es in dem Positionspapier. Doch ein gutes Verhältnis von Aufwand und Ertrag ergebe sich oft erst nach eingespielten Abläufen in der Praxis. „Gerade, wenn Fördermaßnahmen anfangen, ihre größte Wirkung zu entfalten, werden sie oftmals wieder eingestellt“, kritisiert die AWO.

Aufgrund langwieriger politischer Entscheidungsprozesse erfolgten Bewilligungen oftmals so kurzfristig, teilweise sogar erst nach dem Start eines eng begrenzten Bewilligungszeitraumes, dass keine ausreichende Zeit für die Planung und Vorbereitung der Angebote bleibe, lautet ein weiterer Kritikpunkt. Als Beispiel wird das „Helferprogramm für die Ganztags- und Betreuungsangebote – Aufholen nach Corona“ des Landes NRW genannt.

Viele Förderrichtlinien böten Trägern der Kinder- und Jugendhilfe inhaltlich zu wenig Flexibilität, um passgenau auf die jeweiligen Bedarfe ihrer Zielgruppe reagieren zu können, hieß es. Zudem sei der zeitliche und personelle Aufwand zur Verwaltung der Fördermittel oftmals so umfangreich, dass dies in keinem angemessenen Verhältnis zum Ertrag stehe und angesichts der Personalnot bei vielen Trägern nicht leistbar sei. Insbesondere Förderprogramme im Rahmen des Europäischen Sozialfonds (ESF) seien bekannt dafür, dass sie mit einem hohen administrativen Aufwand verbunden sind, erklärte die AWO.

Als weiteres Manko vieler Förderprogramme nennt die AWO deren „Defizitorientierung“. Anstatt die sozialen Folgen der Kinderarmut frühzeitig und präventiv zu bekämpfen, würden Fördermittel nur unter der Voraussetzung gewährt, dass bereits entstandene Defizite detailliert nachgewiesen werden können. Dies treffe etwa auf das Segment der Lernförderung nach dem Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) zu.

Die AWO appelliert an das Land NRW, bewährte Förderstrukturen zu entfristen, die Verwaltung der Fördermittel zu verschlanken und parallele Förderstrukturen abzubauen. Förderrichtlinien und Verfahren müssten formal so weit wie möglich vereinheitlicht werden. Nötig seien nachhaltige Investitionen in die soziale Infrastruktur