Beim Namen ­gerufen

Reinhard Kees über seinen Konfirmationsspruch

angesagt – Bibelworte fordern uns heraus

„Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei ­deinem Namen gerufen; du bist mein!“ Jesaja 43,1 

Von Reinhard Kees

Vor genau 50 Jahren habe ich mir dieses beliebte Bibelwort als Kon­firmationsspruch ausgesucht. Ich fühlte mich angesprochen, als Individuum ernst genommen. Gott kennt meinen Namen! Ich bin wichtig! Das mit dem „Erlösen“ war mir damals nicht so wichtig. Ich fühlte mich als Jugendlicher nicht „erlösungs­­be­düftig“. Ich fand mich ganz okay. 

Dann hatte ich zum ersten Mal über Jesaja 43 zu predigen. Ich musste erleben, wie mir „mein“ Spruch immer fremder wurde: Es geht gar nicht um Individualität. Es geht um das Volk Gottes. Es geht gar nicht um meinen Namen. Im hebrä­ischen Original steht: „Ich habe dich mit meinem Namen bezeichnet.“ 

Wie das? Ich trage Gottes Namen? Nach langem Ringen fand ich für mich eine Lösung: Seit meiner Taufe heiße ich „Christ“. So wie mein Nachname angibt, zu welcher Familie ich gehöre, so bindet mich dieser Name in eine noch größere Familie ein. Das ist eine Konsequenz aus dem „Du bist mein“ Ich habe Brüder und Schwestern in Christo. 

Und je älter ich wurde, wurde mir das mit dem „Erlösen“ immer wichtiger. Mit Mitte Sechzig blicke ich auf so manches zurück, was ich falsch gemacht habe, vor allem aber auf vieles, was ich versäumt habe. Heute fühle ich mich durchaus „erlösungsbedürftig“. Aber Gott hat mir zu­gesagt: „Du bist mein!“ Das gilt auch noch heute und trotz „Erlösungs­bedürftigkeit“. Gott sei Dank.

Reinhard Kees ist Pfarrer im ­Südbereich des ­Pfarrsprengels Löwenberger Land im Kirchenkreis Oberes Havelland.