Behörde soll Buch des Amokläufers übersehen haben

Das Buch des Hamburger Amoktäters erklärt Massenmord im Auftrag Gottes für legitim und Adolf Hitler zu einem Werkzeug Christi. Die Polizei hatte trotz dieser kruden Aussagen im Vorfeld keine Handhabe.

Blumen liegen vor dem Königsreichssaal der Zeugen Jehovas in Hamburg
Blumen liegen vor dem Königsreichssaal der Zeugen Jehovas in HamburgImago / Hanno Bode

Die Waffenbehörde bei der Hamburger Polizei hat nach Informationen von Zeit online bei der Überprüfung des mutmaßlichen späteren Amokläufers bei den Zeugen Jehovas dessen verdächtiges Buch übersehen. Bei einer Aufarbeitung hätten die Beamten angegeben, das knapp 300-seitige Werk mit dem Titel „Die Wahrheit über Gott, Jesus Christus und Satan“ nicht gelesen zu haben, berichtete Zeit online.

Das Buch sei Ende Dezember 2022 erschienen und enthalte zahlreiche antisemitische Aussagen. Der Autor, der  in einer Hamburger Gemeinde sieben Menschen getötet und anschließend sich selbst erschossen haben soll, erkläre darin außerdem Massenmord im Auftrag Gottes für legitim und Adolf Hitler zu einem Werkzeug Christi.

Polizei erhielt in Januar anonymes Schreiben

Im Januar 2023 war bei der Polizei Hamburg ein anonymes Schreiben eingegangen, in dem stand, der 35-Jährige sei psychisch krank, hege Aggressionen gegen religiöse Gruppen und seinen früheren Arbeitgeber. Der Mann war bis vor anderthalb Jahren selbst Mitglied der Zeugen Jehovas, die genauen Gründe für sein Ausscheiden aus der Religionsgemeinschaft sind laut Polizei noch unklar.

Aufgrund des Schreibens überprüfte die Waffenbehörde bei der Hamburger Polizei den Mann. Dafür hätten die Beamten zwar im Internet nach weiteren Hinweisen auf psychische Auffälligkeiten gesucht. Sie hätten aber das Buch, das damals bereits auf Amazon erhältlich gewesen sei, offenbar aber nicht gefunden.

Waffenbehörde fehlten „Tatsachen“

Nach einer ersten Aufarbeitung vertrete die Hamburger Polizei aber die Auffassung, dass dies auch keine weitere Handhabe gebracht hätte, um dem 35-Jährigen unmittelbar seine halbautomatische Pistole zu entziehen. Das aktuelle deutsche Waffengesetz fordere dafür „Tatsachen“, die klar auf eine nicht mehr gegebene charakterliche oder gesundheitliche Eignung hindeuten. Die Aussagen in dem Buch hätten dafür laut Polizei ebenso wie der anonyme Brief nicht ausgereicht.