Bedeutender Literaturpreis für Schriftstellerin Jenny Erpenbeck

Fünfmal war sie bereits nominiert – jetzt hat sie den renommierten International Booker Prize erhalten. US-Literaturkritiker sehen Jenny Erpenbeck als schon als künftige Nobelpreisträgerin.

Die Schriftstellerin Jenny Erpenbeck (57) hat zusammen mit dem Übersetzer Michael Hofmann den International Booker Prize für ihren Roman “Kairos” erhalten. Er erzählt vor dem Hintergrund der untergehenden DDR die zerstörerische Liebesgeschichte zwischen einer jungen Studentin und einem verheirateten älteren Mann. Erpenbeck gelinge in dem Roman die verschlungene Verbindung aus persönlichem und nationalem Wandel, lobte die Jury. Die Entscheidung sei mit überraschender Einstimmigkeit getroffen worden, so Jury-Vorsitzende Eleanor Wachtel. Übersetzer Hofmann habe es vermocht, “die Eloquenz und Exzentrizität von Erpenbecks Schreibstil, den Rhythmus ihrer Sätze und die Weite ihres emotionalen Vokabulars” einzufangen.

Der Internationale Booker-Preis wird jährlich für das beste belletristische Einzelwerk aus aller Welt verliehen, das ins Englische übersetzt und im Vereinigten Königreich und/oder in Irland veröffentlicht wurde. Mit dem Preis soll nach Angaben der Jury auch die wichtige Arbeit von Übersetzern gewürdigt werden.

Das Preisgeld von 50.000 Pfund (58.400 Euro) wird zu gleichen Teilen zwischen dem Autor und dem Übersetzer aufgeteilt. 2023 erhielt der bulgarische Schriftsteller Georgi Gospodinow (56) zusammen mit der Übersetzerin Angela Rodel den Preis für das Buch “Zeitzuflucht” (Time Shelter).

Erpenbeck wurde 1967 im damaligen Ost-Berlin geboren. Nach einem Studium der Theaterwissenschaft und der Musiktheater-Regie arbeitete sie als Regisseurin. 1999 erschien ihr erster Roman “Geschichte vom alten Kind”. Für ihren Roman “Gehen, ging, gegangen” (2015) erhielt sie verschiedene Literaturpreise. Ihre Bücher wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt.

Michael Hofmann hat eigene Bücher als Lyriker und Essayist veröffentlicht. Außerdem übersetzte er in den vergangenen Jahren die Autoren Franz Kafka, Joseph Roth und Hans Fallada ins Englische. Im Moment arbeitet er nach Angaben des International Booker Prize an einer neuen Übersetzung von Alfred Döblins “Berlin Alexanderplatz”.