Beauftragter Wegner: Kritik an Reformationstag ist nicht verhallt

Der niedersächsische Antisemitismusbeauftragte Gerhard Wegner hat vor dem christlichen Reformationstag zu mehr Solidarität mit jüdischen Menschen aufgerufen. „Zu sehr scheint mir momentan die politische Situation in Niedersachsen durch ein Sich-Raushalten aus dem mörderischen Konflikt in und um Israel geprägt zu sein“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Es braucht eine klare und offen gezeigte Solidarität mit Jüdinnen und Juden und auch mit Israel.“ Das Land sei existenziell bedroht.

Wegner erinnerte an die Einführung des Reformationstages als gesetzlichen Feiertag vor sechs Jahren. Damals habe es angesichts des Antisemitismus des Reformators Martin Luther (1483-1546) von jüdischer Seite viel Kritik gegeben, die bis heute nicht verhallt sei, sagte der Landesbeauftragte.

Auch der Vorschlag, den Tag einem gemeinsamen Nachdenken zu widmen, war aus Wegners Sicht nicht erfolgreich. „Zu sehr ist das Thema Reformation durch Luthers Ausfälle gegen Jüdinnen und Juden belastet und wird dies in 2025, dem fünfhundertsten Gedenkjahr der Schlacht von Frankenhausen, durch seine Aufrufe zu Mord und Totschlag an den Bauern sein“, erläuterte er. „Luthers Obsession mit der Gewalt lässt ihn nur schwer feiern.“

Nötig seien gemeinsame Aktionen von Juden, Katholiken und Protestanten auch zusammen mit Muslimen, in denen es um gemeinsame Anliegen gehe. Dazu zähle auch die Auseinandersetzung mit dem Hass in den Religionen gegeneinander, sagte Wegner. „Solche Aktionen könnten ja auch am Reformationstag stattfinden, wenn alle damit einverstanden sind.“

Er selbst erhoffe sich viel von der Kampagne „Niedersachsen gegen Antisemitismus“, die am 7. November gestartet werde, fügte Wegner an. „Hier wird sich die niedersächsische Zivilgesellschaft klar zu Jüdinnen und Juden bekennen.“