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Bayerns Bahnhofsmissionen verzeichnen so viele Hilfesuchende wie nie

So viele Menschen wie noch nie suchen Hilfe an den bayerischen Bahnhofsmissionen. Die zwölf Stationen im Freistaat verzeichneten im vergangenen Jahr knapp 566.000 Gästekontakte und damit eine neue Höchstmarke, wie der Verband IN VIA Bayern am Mittwoch in München mitteilte. Bereits in den Vorjahren war die Zahl der Hilfesuchenden stetig gestiegen. Die Bahnhofsmission München war 2024 mit rund 297.000 Kontakten die am stärksten frequentierte Anlaufstelle.

Die Entwicklung zeige, „dass niederschwellige Hilfsangebote wie die Bahnhofsmissionen für immer mehr Menschen überlebenswichtig werden“, hieß es von der Arbeitsgemeinschaft der kirchlichen Bahnhofsmissionen. Darin kooperieren der katholische Verband IN VIA und das evangelische Diakonische Werk Bayern.

Alle zwölf Stationen in Bayern meldeten eine starke Zunahme an Gästen und Unterstützungsbedarf. Vor allem kämen seit Jahren immer mehr Menschen mit psychischen Belastungen, hieß es. Ihre Zahl stieg zuletzt erneut um mehr als 50 Prozent. Damit leide knapp ein Drittel der Gäste an seelischen oder abhängigkeitsbedingten Erkrankungen. An manchen Stationen wie Passau seien es sogar 70 Prozent, auch weil es in der Region praktisch keine anderen Angebote gebe.

Vor allem Armut, Wohnungslosigkeit, psychische Erkrankungen und Einsamkeit prägten den Alltag vieler Menschen, die sich an die Bahnhofsmissionen wenden. Die Belastung für die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden wachse, zudem „stoßen sie räumlich an ihre Grenzen“, sagte Hedwig Gappa-Langer von IN VIA Bayern. Die Krisen der vergangenen Jahre wirkten nach.

Zwar sehen die Bahnhofsmissionen ihre Verantwortung auch weiterhin in der Unterstützung von Bahnreisenden, insbesondere von älteren Menschen oder Personen mit Assistenzbedarf. Um gerade auch diesen helfen zu können, brauche es jedoch dringend zusätzliche Freiwillige, hieß es. In fast allen Bahnhofsmissionen fehlt es laut IN VIA an Ehrenamtlichen.

Dank finanzieller Unterstützung durch die Staatsregierung konnten seit 2024 an mehreren Stationen erstmals Ehrenamts-Koordinatoren eingestellt werden, etwa für die Einarbeitung von Freiwilligen. Diese Maßnahmen müssten dringend verstetigt und ausgebaut werden, forderten die Verantwortlichen von IN VIA und Diakonischem Werk. (2496/30.07.2025)